Versandstellenfindung SAP-SD – einfach und übersichtlich erklärt

Es ist ein schwüler Sommermorgen als die Werkstatt Thompson-Tech beim Reifenhändler Müller anruft und für einen Reparaturauftrag einen Satz PKW-Reifen, 4 Alufelgen und 20 verchromte Schrauben bestellt. Hr. Geldern von der Auftragsanlage nimmt die Bestellung entgegen und gibt den Kundenauftrag im SAP-System ein:

# Auftragsart: Standardauftrag (kein Express)

# Auftraggeber: Thompson-Tech GmbH

## 4 PKW-Reifen

## 4 Alufelgen

## 20 verchromte Schrauben

Anschließend bestätigt Hr. Geldern den Liefertermin aller Positionen für Morgen und legt sofort für den Auftrag die Lieferungen an. Nein, das ist kein Tippfehler: Für den Auftrag werden 3 Lieferungen im System angelegt – was ist passiert? Bei der Auftragsanlage ermittelt das SAP-System pro Material-Position automatisch eine Versandstelle. Im obigen Beispiel wurde für jede Position eine unterschiedliche Versandstelle ermittelt. Da eine Lieferung genau einer Versandstelle zugeordnet ist, wurden 3 Lieferungen generiert.

Die Versandstellenfindung ist im SAP-SD eine kleine, aber wichtige Funktion innerhalb der Auftragsanlage. Sie ist essentiell, wenn basierend auf den Auftrag eine Lieferung angelegt werden soll. In meinem Beitrag „Der ultimative SD-Überblick anhand von 23 Funktionen“ hatte ich schon dargestellt, dass die Vertriebsprozesse im SAP-SD gängiger Weise auf den 3 Belegen Auftrag, Lieferung und Faktura basieren. Die Lieferung ist der Beleg mit dem die Prozesse in der Logistik angestoßen werden. Hierbei ist aus logistisch-organisatorischer Sicht zu beachten, dass eine Lieferung immer genau einer Versandstelle zugeordnet sein muss. D.h. die logistischen Abwicklung der Lieferung (Kommissionierung, Verpacken, …) soll genau in dieser Versandstelle stattfinden. Die Versandstelle wird bei der Auftragsanlage durch die Versandstellenfindung pro Auftragsposition ermittelt.

Sinngemäß hat die Versandstellenfindung folgende Aufgabe: Bei der Erfassung eines Kundenauftrags im SAP-SD (Tx. VA01) müssen mindestens folgende Eingaben erfolgen: Auftragsart, Auftraggeber, Material und Menge. Das System ermittelt basierend auf diesen Eingaben gemäß den Stammdaten und der Customizing-Einstellungen eine Vielzahl von Wert zum Auftrag automatisch. Eine dieser Werte ist die Versandstelle pro Artikelposition, die mit den Einstellungen der Versandstellenfindung ermittelt wird.

Im folgende soll die Versandstellenfindung basierend auf folgendem Szenario vorgestellt werden:

 

Im Zentrallager (Z001) des Reifenhändlers Müller sind folgende 6 Versandstellen vorgesehen:

# VS01 – Versandstelle Auto-Reifen
# VS02 – Versandstelle LKW-Reifen
# VS03 – Versandstelle Felgen
# VS04 – Versandstelle Kleinteile
# VS05 – Versandstelle Expressversand
# VS06 – Versandstelle Retouren

Hintergrund dieser unterschiedlichen Versandstellen ist, dass sie unterschiedliche logistische Aspekte erfordern. Beispielweise können LKW-Reifen nicht aus der PKW-Versandstelle versandt werden, da zur Verladung von LKW-Reifen leistungsfähigere Stapler erforderlich sind. Im Bereich Expressversand liegt der Fokus eher darauf, dass der Versand sehr zügig und durch geschultes Personal erfolgen muss. Darum wurde hier eine separate Versandstelle im Lager eingerichtet. Und da bei Retouren Waren nicht versandt, sondern entgegen genommen werden, ist auch hier eine separate Versandstelle vorgesehen.

Jetzt ist es die Aufgabe die Versandstellenfindung im SAP für das Zentrallager von Reifen Müller einzurichten.

 

Wie oben schon erwähnt, sind im Normalfall für die Anlage eines Auftrags folgende Daten erforderlich (1): Auftragsart, Auftraggeber, Material, Menge. Basierend auf diesen Daten leiten sich folgende Werte ab (2):

# Jeder Auftragsart ist im Customizing eine Versandbedindung zugeordnet

## Versandbedingung (bspw. 10 –Standardversand)

# Jedem Kunden wird im Kundenstamm ein Auslieferwerk zugeordnet

## Auslieferwerk (bspw. Z001 – Zentrallager)

# Jedem Material ist in den Materialstammdaten eine Ladegruppe zugeordnet

## Ladegruppe (bspw. PKW – PKW Reifen)

Damit wurden im Auftrag die drei Kriterien festgelegt (3), die zur Versandstellenfindung führen: In der Versandstellenfindung im Customizing ist nun genau für diese Kriterien eine Versandstelle (bspw. VS01) zugeordnet, die in den Auftrag übernommen (4) wird.

Folgende Einträge sind nun in der Versandstellenfindung nötig, um die Findung des Reifenhändlers abzubilden:

 

Mit diesen Einträgen sind alle Anforderungen für die Versandstellenfindung für das Zentrallager des Reifenhändlers abgedeckt. Zu beachten ist, dass im obigen Beispiel für Express- und Retouren-Aufträge keine unterschiedlichen Versandstellen je Materialgruppe vorgesehen sind.

 

*Wäre toll, wenn Du ein kurzes Feedback hinterlassen könntest, Isa.

4 Gedanken zu „Versandstellenfindung SAP-SD – einfach und übersichtlich erklärt“

  1. Hi Linda,

    ein Lagerort kann nur genau einem Werk zugeordnet sein (siehe Tabelle T001L). In der Praxis wird verschiedenen Werken immer ein Lagerort zugeordnet, dass die gleiche Bezeichnung hat, da man hier für alle Werke eine Einheitlichkeit haben will; bspw. Werk 0010 mit Lagerort „0001-Hauptlager“ und Werk 0020 mit Lagerort „0001-Hauptlager“ – damit hat jedes Werk immer eine Hauptlagerort. Physisch, organisatorisch und systemtechnisch sind immer unterschiedliche Lagerorte.

    Umbuchung und Umlagerung sind 2 unterschiedliche Funktionen in SAP – vor allem Umlagerung ist ein kompletter und komplexer Prozess.

    Umbuchungen nutzt man, wenn man die Ware zwischen Lagerorten des selben Werkes wechselt und den die Bestandsart innerhalb eines Lagerortes wechselt (Sperrbestand –> freiverwendbarer Bestand)

    Bei einer Umlagerung wird die Ware von einem Werk zum anderen „transportiert“ – hier brauchst du eine Umlagerungsbestellungen mit Versandstellenfindung, Routenfindung, Verfügbarkeitsprüfung, … eine Nachschublieferung, eine Anlieferung im Empfangswerk. Bei einer Umlagerung kannst du eine Fülle von Funktionen nutzen, um den Prozess optimiert durchlaufen zulassen.

    cu, Isa.

  2. Hallo,
    wenn man weiter tiefer in die Materie geht, dann können ja mehrere Werke (Werk 1000 + Werk 2000, liegen nicht am gleichen Ort) den gleichen Lagerort (Lagerort 0001) haben. Wie gestaltet sich das in der Realität?

    V.a. im Rahmen der Umlagerung bzw. Umbuchung. Muss die Ware pyhsisch umgelagert werden, oder reicht eine virtuelle Umbuchung in SAP?

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