10 Schritte, um die SAP-Nachrichtenfindung zu meistern

Kannst du dich noch daran erinnern, als du 10 oder 12 Jahre alt warst und mit der Schulklasse eine Woche lang im Schullandheim verbracht hattest. Das erste Mal ohne Eltern in die Ferien, das erste Mal mit den Schulfreunden übernachten und das erste Mal alleine in einem fremden Bett verbringen – für ein Kind waren das doch sehr spannende Zeiten. Insbesondere erinnere ich mich an die Schnitzeljagden, die wir regelmäßig im Schullandheim veranstalteten. Hierbei wurde die Klasse in 2 Gruppen eingeteilt; die erste Gruppe waren die Jäger und die zweite Gruppe waren die Gejagten. Die Gejagten bekamen eine Halbestunde Vorsprung, machten sich in eine unbestimmte Richtung auf dem Weg. Die Aufgabe der Jäger war es, die Gejagten einzuholen, wobei sie sich nur auf die Hinweise verlassen konnten, die die Gejagten auf ihrem Weg hinterlassen hatten. Die spannende Aufgabe für die Jäger war es, die Nachrichten zu finden, die die Gejagten hinterlassen hatten. Auch wenn das eine mit dem anderen gar nichts gemeinsam hat, war doch das Wort „Schnitzeljagd“ die erste Assoziation, die mir in den Sinn kam, als ich im SAP-Bereich von der Nachrichtenfindung hörte.

Die Nachrichtenfindung wird im SAP in fast allen Bereichen (Einkauf, Qualitätsmanagement, Vertrieb, …) eingesetzt und hat die Aufgabe einen Output aus einem Objekt heraus anzustoßen. Konkret bedeutet das beispielsweise: Mittels der Nachrichtenfindung wird der Lieferschein gefunden und gedruckt, der für eine bestimmte Lieferung eingesetzt werden soll. Die Nachrichtenfindung basiert, wie viele andere Funktionen auch, auf der Konditionstechnik und funktioniert im Detail wie folgt:

Bevor ich die Details abspringe noch ein Hinweis: Eine Nachricht zu einem Objekt wird basierend auf der sogenannten Nachrichtenart generiert; und die Aufgabe der Nachrichtenfindung ist alle Nachrichtenarten zu finden, die zu einem Objekt genutzt werden sollen. Dabei kann eine Nachricht ein IDoc, eine Mail, ein Fax oder ein Druck sein.

10 Schritte der Nachrichtenfindung für Lieferungen

#1 Lieferart

Zunächst wird im Customizing jede Lieferart genau ein Nachrichtenschema zugeordnet.

#2 Ermittlung Nachrichtenschema

Basierend auf der oben erwähnten Zuordnung wird zur Lieferart das Nachrichtenschema ermittelt.

#3 Details zum Nachrichtenschema

Das Nachrichtenschema enthält eine Liste von Nachrichtenarten, die für diese Lieferart eingesetzt werden können; bspw. Lieferschein, Packliste, Gefahrguthinweise. Zur Ermittlung der konkreten Nachrichten geht das alle Nachrichten durch und untersucht sie, ob sie für den aktuellen Vorgang relevant ist.

#4 Ermittlung der Zugriffsfolge

Jeder Nachrichtenart ist genau eine Zugriffsfolge zugeordnet; in diesem Punkt wird pro Nachricht die Zugriffsfolge ermittelt, die im Weiteren untersucht wird.

#5 Zugriffe werden untersucht

Was ist eine Zugriffsfolge, was sind Zugriffe? Im Detail sind Zugriffe Tabellen, die man sich per SE16 anschauen kann; die Zugriffsfolge ist hingegen ein Set dieser Tabelle. Bspw. ist eine gängiger Zugriff für Lieferscheinfindung Lieferart / Versandstelle / Warenempfänger. Damit können über die Transaktion VV21 eine sogenannter Nachrichtensatz für die Liefernachrichten LD00 genau mit dieser Kombination Lieferart=LF / Versandstelle=VS01 / Warenempfänger=43561 angelegt werden.

Wenn nun genau eine Lieferung für den Kunden 43561 in der Versandstelle VS01 mit der Lieferart LF angelegt wird, wird mit diesem Zugriff die Liefernachricht gefunden.

#6 Nachrichtensatz gefunden?

An dieser Stelle wird geprüft, ob basierend auf dem aktuellen Zugriff (bspw. Lieferart / Versandstelle / Kunde) ein Nachrichtensatz gefunden wurde

#7 Übergabe an die Lieferung

Wenn eine Nachricht gefunden wurde, wird dieser Nachrichtensatz an die Lieferung übergeben und generiert aus der Lieferung den Lieferschein.

#8 Weiterer Zugriff vorhanden?

Wenn keine Nachricht zum aktuellen Zugriff gefunden wurde, wird untersucht, ob ein weiterer Zugriff zur Zugriffsfolge vorhanden ist.

#9 Nächster Zugriff

Wenn ein weiterer Zugriff vorhanden ist (bspw. Lieferart / Versandstelle), wird dieser Zugriff untersucht. D.h. es wird basierend auf den Daten aus der Lieferung (Lieferart = LF und Versandstelle = VS01) nachgeschaut, ob zu diesen Werten eine Nachrichtensatz per VV21 angelegt wurde.

#10 Nächste Nachrichten

Nach dem basierend auf dem beschriebenen Suchalgorithmus die Nachrichtenfindung für die erste Nachrichtenart bearbeitet wurde, geht das System zur nächsten Nachricht über. An dieser Stelle fängt die Suche nach dem gleichen Schema.

 

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Versandstellenfindung SAP-SD – einfach und übersichtlich erklärt

Es ist ein schwüler Sommermorgen als die Werkstatt Thompson-Tech beim Reifenhändler Müller anruft und für einen Reparaturauftrag einen Satz PKW-Reifen, 4 Alufelgen und 20 verchromte Schrauben bestellt. Hr. Geldern von der Auftragsanlage nimmt die Bestellung entgegen und gibt den Kundenauftrag im SAP-System ein:

# Auftragsart: Standardauftrag (kein Express)

# Auftraggeber: Thompson-Tech GmbH

## 4 PKW-Reifen

## 4 Alufelgen

## 20 verchromte Schrauben

Anschließend bestätigt Hr. Geldern den Liefertermin aller Positionen für Morgen und legt sofort für den Auftrag die Lieferungen an. Nein, das ist kein Tippfehler: Für den Auftrag werden 3 Lieferungen im System angelegt – was ist passiert? Bei der Auftragsanlage ermittelt das SAP-System pro Material-Position automatisch eine Versandstelle. Im obigen Beispiel wurde für jede Position eine unterschiedliche Versandstelle ermittelt. Da eine Lieferung genau einer Versandstelle zugeordnet ist, wurden 3 Lieferungen generiert.

Die Versandstellenfindung ist im SAP-SD eine kleine, aber wichtige Funktion innerhalb der Auftragsanlage. Sie ist essentiell, wenn basierend auf den Auftrag eine Lieferung angelegt werden soll. In meinem Beitrag „Der ultimative SD-Überblick anhand von 23 Funktionen“ hatte ich schon dargestellt, dass die Vertriebsprozesse im SAP-SD gängiger Weise auf den 3 Belegen Auftrag, Lieferung und Faktura basieren. Die Lieferung ist der Beleg mit dem die Prozesse in der Logistik angestoßen werden. Hierbei ist aus logistisch-organisatorischer Sicht zu beachten, dass eine Lieferung immer genau einer Versandstelle zugeordnet sein muss. D.h. die logistischen Abwicklung der Lieferung (Kommissionierung, Verpacken, …) soll genau in dieser Versandstelle stattfinden. Die Versandstelle wird bei der Auftragsanlage durch die Versandstellenfindung pro Auftragsposition ermittelt.

Sinngemäß hat die Versandstellenfindung folgende Aufgabe: Bei der Erfassung eines Kundenauftrags im SAP-SD (Tx. VA01) müssen mindestens folgende Eingaben erfolgen: Auftragsart, Auftraggeber, Material und Menge. Das System ermittelt basierend auf diesen Eingaben gemäß den Stammdaten und der Customizing-Einstellungen eine Vielzahl von Wert zum Auftrag automatisch. Eine dieser Werte ist die Versandstelle pro Artikelposition, die mit den Einstellungen der Versandstellenfindung ermittelt wird.

Im folgende soll die Versandstellenfindung basierend auf folgendem Szenario vorgestellt werden:

 

Im Zentrallager (Z001) des Reifenhändlers Müller sind folgende 6 Versandstellen vorgesehen:

# VS01 – Versandstelle Auto-Reifen
# VS02 – Versandstelle LKW-Reifen
# VS03 – Versandstelle Felgen
# VS04 – Versandstelle Kleinteile
# VS05 – Versandstelle Expressversand
# VS06 – Versandstelle Retouren

Hintergrund dieser unterschiedlichen Versandstellen ist, dass sie unterschiedliche logistische Aspekte erfordern. Beispielweise können LKW-Reifen nicht aus der PKW-Versandstelle versandt werden, da zur Verladung von LKW-Reifen leistungsfähigere Stapler erforderlich sind. Im Bereich Expressversand liegt der Fokus eher darauf, dass der Versand sehr zügig und durch geschultes Personal erfolgen muss. Darum wurde hier eine separate Versandstelle im Lager eingerichtet. Und da bei Retouren Waren nicht versandt, sondern entgegen genommen werden, ist auch hier eine separate Versandstelle vorgesehen.

Jetzt ist es die Aufgabe die Versandstellenfindung im SAP für das Zentrallager von Reifen Müller einzurichten.

 

Wie oben schon erwähnt, sind im Normalfall für die Anlage eines Auftrags folgende Daten erforderlich (1): Auftragsart, Auftraggeber, Material, Menge. Basierend auf diesen Daten leiten sich folgende Werte ab (2):

# Jeder Auftragsart ist im Customizing eine Versandbedindung zugeordnet

## Versandbedingung (bspw. 10 –Standardversand)

# Jedem Kunden wird im Kundenstamm ein Auslieferwerk zugeordnet

## Auslieferwerk (bspw. Z001 – Zentrallager)

# Jedem Material ist in den Materialstammdaten eine Ladegruppe zugeordnet

## Ladegruppe (bspw. PKW – PKW Reifen)

Damit wurden im Auftrag die drei Kriterien festgelegt (3), die zur Versandstellenfindung führen: In der Versandstellenfindung im Customizing ist nun genau für diese Kriterien eine Versandstelle (bspw. VS01) zugeordnet, die in den Auftrag übernommen (4) wird.

Folgende Einträge sind nun in der Versandstellenfindung nötig, um die Findung des Reifenhändlers abzubilden:

 

Mit diesen Einträgen sind alle Anforderungen für die Versandstellenfindung für das Zentrallager des Reifenhändlers abgedeckt. Zu beachten ist, dass im obigen Beispiel für Express- und Retouren-Aufträge keine unterschiedlichen Versandstellen je Materialgruppe vorgesehen sind.

 

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Diese Excel-Funktion sollte jeder SAP-Berater kennen.

Was braucht ein Maler, der vor einer leeren weißen Wand steht und diese streichen will? Was braucht ein Schornsteinfeger, der an einem hohen Schornstein steht und diesen säubern will? Oder was braucht ein Tischler, der vor einem schönen blanken Stück Holz steht und daraus einen eleganten Tisch fertigen will? Alle sind auf ihre Werkzeuge angewiesen, denn was wäre ein Maler ohne Pinsel und Farbe, was ein Schornsteinfeger ohne seine Fallgranate oder was Tischler ohne Hobel? Im Grunde einfach nicht arbeitsfähig. Und was ist für einen SAP-Berater das Tool, ohne dass er nicht auskommt? Wenn ich ein Tool benennen müsste, das für mich besonders wichtig ist, dann wäre dies Excel.

In der täglichen Arbeit stehe ich immer wieder vor Fragen, die basierend auf historischen Daten zu bewerten sind: Wann ist der beste Zeitpunkt, um das System mal durchzustarten? Wie oft halten sich Kunden nicht an Absprachen und bestellen zu spät? Wann wurde eine bestimmte Nachrichtenart zu letzte verwendet und könnte gelöscht werden? Alle diese Fragen kann man mit den Daten aus SAP und Excel sehr schnell und effizient auswerten und beantworten.

Im Folgenden will ich eine spezielle Excel-Funktion vorstellen, die vielfach für die Aufbereitung der Analysedaten unerlässlich ist: SVERWEIS.

1. Zwei Tabellen mit unterschiedlichem Informationsgehalt

Stell dir vor du hast eine Liste mit Auftragsposition vorliegen mit den Informationen:

# Auftragsnummer
# Auftragsposition
# Material
# Liefermenge
# Versandstelle

Da nun basierend auf dieser Liste keine Aussagen zu Kunden getroffen werden kann, liegt parallel eine zweite Liste zum Auftrag vor, die die Kundennummer enthält:

# Auftragsnummer
# Kundennummer

Für die weitere Analyse der Daten ist es aber notwendig, dass diese Tabellen verbunden werden und alle Informationen in einer Tabelle vorliegen. Hierzu wird die Auftragspositionstabelle um die Spalte Kunde erweitert und die korrespondierenden Kunden aus der Tabelle „Auftragskopf“ in die Tabelle „Auftragspositionen“ geschrieben.

Im Grunde ist das verbinden der beiden Tabelle recht einfach und läuft nach folgendem Schema ab: Fangen wir mit der ersten Zeile zur Auftragspositionstabelle an, für die die Kundennummer ermittelt werden soll:

# Als erstes wird die Auftragspositionstabelle um eine weitere Spalte „Kundennummer“ erweitert (1)

# Dann wird aus der ersten Zeile die Auftragsnummer ermittelt (2)

# Mit dieser Auftragsnummer geht man nun in die Auftragskopftabelle und sucht dort nach der entsprechenden Auftragsnummer (3)

# Wenn diese gefunden wurde, wird aus dieser Zeile die Kundennummer (2.Spalte) gelesen (4)

# Diese Kundennummer wird dann die in die Auftragspositionstabelle geschrieben (1)

Diese Schritte sind nun für alle Zeile der Auftragspositionstabelle zu wiederholen, bis in allen Zeilen die Kundennummer enthalten ist – fertig.

Stell dir jetzt vor, die Positionstabelle hat 60.000 Einträge und die Kopftabelle hat 5.000 Einträge. Wenn man nun für das Suchen pro Zeile 10 Sekunden braucht, benötigt man ca. 7 Tage um alle Zeile auszufüllen, d.h. 1 Woche lang Tag und Nacht die Werte zusammensuchen! An dieser Stelle kommt die Excel-Funktion SVERWEIS zum Tragen: Diese Funktion automatisiert genau das Verbinden von 2 Tabellen.

2. Excel SVERWEIS Schritt-für-Schritt erklärt

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# Zunächst den Cursor in den Positionstabelle auf die erste Kundennummer-Zeile positionieren, für die die Kundennummer ermittelt werden (im obereb Bild „F2“)

# In dieser Zelle „=“ eintippen und den Funktionsassistenten für SVERWEIS öffnen

# Den Cursor im Assistenten auf den Feld „Suchkriterium“ setzen und anschließend in der Positionstabelle mit der Maus das erste Feld der Auftragsnummer markieren (Zelle: A2)

## Auftragsnummer soll gesucht werden

# Jetzt im Assistenten den Cursor auf das Feld „Matrix“ setzen

# Mit der Maus in der Auftragskopftabelle die Spalten A und B markieren

## In der Spalte A soll nach der Auftragsnummer gesucht werden

## Die Spalte B soll als Ergebnis zurückgegeben werden

# Im Funktions-Assistenten den Cursor auf das Feld „Spaltenindex“ setzen

## Hier eine „2“ eintippen, da aus der Ergebnis-Matrix die 2. Spalte (das war die Spalte B, in der die Kundennummer stand) als Ergebnis zurückgegeben werden soll

# Jetzt noch den Cursor im Funktions-Assistenten auf das Feld „Bereich_Verweis“ positionieren, eine „0“ eintippen und Enter

Et Voila, Excel hat für die erste Zeile die Kundennummer „K111“ ermittelt. Jetzt kann die Formel aus dieser Zelle kopiert und alle weiteren Zellen in der Spalte „F“ angewandt werden.

Hier noch ein paar hilfreiche Hinweise für die Arbeit mit dem SVERWEIS.

3. Weitere Tipps zum SVERWEIS

A. Suchfeld in 2 Spalten

# Im oberen Beispiel wurde nach der Auftragsnummer gesucht, d.h. dieses Feld war die Verbindung zwischen den beiden Tabellen

# Doch unter Umständen kann es vorkommen, dass diese Verbindung aus 2 Spalten in den jeweiligen Tabellen besteht (bspw. Auftragsnummer und Positionsnummer)

# In diesem Fall muss man in beide Tabellen eine zusätzliche Spalte einfügen und die Werte aus den 2 ursprünglichen Spalten in die neue Spalte verketten; Bsp.:

## 1. Verbindungsspalte A

## 2. Verbindungsspalte B

## Neue Verbindungsspalte C = VERKETTEN(A;B)

# Nun kann man basierend auf den neuen Spalten C, die in beide Tabellen eingefügt wurde, den SVERWEIS durchführen

B. Download-Formate aus SAP lassen in Excel keine Funktion zu

Wenn man aus SAP Daten runterlädt, die man anschließend per SVERWEIS verbinden will, dann lässt das Format der Excel-Tabelle die Verarbeitung von Funktionen nicht zu. Der Effekt ist, dass die Funktion einfach in der Zelle als Text dargestellt wird: „=SVERWEIS(C7;Tabelle2!A:B;1;0)“ Ehrlich gesagt weiß ich nicht warum das passiert, aber ich weiß wie ich mir helfen kann:

# Die betroffene Spalte, in der die Funktion nicht ausgeführt werden kann, im Kopf markieren, d.h. die komplette Spalte über die Spaltenüberschrift „A“ oder „D“ markieren.

# In Excel in den Menübereich „Daten“ wechseln und die Funktion „Texte in Spalten“ aufrufen.

# Anschließend einfach auf den Button „Fertig stellen“ klicken

# Nun wird die Funktion ausgeführt

C. SVERWEIS und Sprachen

Mir ist es mal passiert, dass ich in Brüssel im Projekt war und auf einem französischen Rechner einen SVERWEIS durchführen musste. Dabei habe ich nicht wenig gestaunt, als ich bemerkte, dass SVERWEIS auf Französisch RECHERCHEV heißt. Und aus Englisch wird sie VLOOKUP genannt, auf Türkisch DÜŞEYARA, …

 

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Datenumsetzung bei IDocs: 3 Fallbeispiele, um viel Zeit und Entwicklungskapazität zu sparen.

Es muss ungefähr zu Beginn der 2000er Jahre gewesen sein – es war einer meiner ersten Projekte, bei dem wir in einem Energiekonzern im Ruhrgebiet SAP R/3 einführten. In der Summe waren, soweit ich mich erinnere, über 200 Berater unterwegs, um die Prozesse aufzunehmen, die Entwicklungen voranzutreiben und das System zu customizen. Meine Aufgabe bestand darin die Prozesse der Mengendisposition (Schnittstelle zwischen Verkauf und Bestandsführung) aufzunehmen und hierfür die zukünftigen Prozesse zu modellieren. Wie in jedem Projekt üblich, waren auch damals die Customizingmöglichkeiten des Systems vermeintlich nicht ausreichend, so dass ein recht großes Entwicklungsteam bereit stand, das tagtäglich mit neuen Entwicklungsanträgen (EA) „beglückt“ wurde.

Eines Tages berichtete mir eine Kollege auf eine spöttische Art: „Hast du von dem neuen EA gehört?“ Ich hatte von nichts ungewöhnlichem gehört und verneinte seine Frage. Daraufhin erzählte er mir: „Bei den Entwicklern ist eine EA eingegangen, bei dem die User die Hinweis- und Warnmeldung im SAP-GUI als Pop-Up dargestellt haben wollen“, und lachte dabei mit einer gewissen Schadenfreude. Er wusste es und auch mir war es bekannt, dass diese Meldungen damals schon mit einer Einstellung im SAP-GUI als Pop-Up-Meldung darstellbar sind, d.h. die Mühe für den EA war an dieser Stelle völlig obsolet.

Über die Jahre habe ich vielfach Entwicklungen gesehen, deren Sinn ich nicht verstand. Wenn ich nachfragte, warum hier nicht die Standardmöglichkeiten genutzt wurden, war die gängige Antwort: Das ist historisch gewachsen – wie dem auch sei. Meine Erfahrung ist, dass man im Sinne des Kunden 1-mal, 2-mal und am besten noch weitere Male hinterfragen sollte, ob eine Entwicklung tatsächlich nötig ist.

Ein super Tool, womit man sich einige Entwicklungen im IDoc-Umfeld sparen kann, ist „Datenumsetzung zwischen Sender und Empfänger“. Mit dieser Funktion können IDoc-Inhalte ohne Entwicklung manipuliert werden. Im folgende stelle ich 3 Beispiele vor, wie dieses Tool eingesetzt werden kann.

0. Grundlagen – Datenumsetzung zwischen Sender und Empfänger

Die Anlage von Umsetzregeln für die Anpassung von IDoc-Daten verläuft im Prinzip immer nach den folgenden 3 Schritten:

 

 

1. BD62 – Regel anlegen

In diesem Schritt wird mittels der Transaktion BD62 eine Regel angelegt, die Bedeutung der Regel angegeben und das Segment der Regel zugeordnet, deren Daten anzupassen sind – im Screenshot ist es das Segment E1BPDLVHDUNHDR.

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2. BD79 – Regel pflegen

In diesem Schritt (Transaktion BD79) spielt die Musik: Hier wird die Regel konkretisiert, d.h. hier wird eingestellt, was die Regel genau bewirken soll.

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3. BD55 – Regel einem Nachrichtentyp zuordnen

Im letzten Schritt muss die Regel noch einem Nachrichtentyp und einer Sender-Empfänger-Kombination zugeordnet werden:

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Im Folgenden will ich 3 beispielhafte Anwendungsfälle für Umsetzregeln vorstellen. Alle Bespiele basieren auf dem Szenario, dass das ERP an ein externes LVS angebunden ist. Dabei sollen in allen 3 Beispielen Daten im IDoc SHP_OBDLV_CONFIRM_DECENTRAL02 angepasst werden. Mit diesem IDoc erfolgt vom LVS-System die Kommissionierrückmeldung der Lieferung im ERP System, d.h. der Sender ist das LVS und der Empfänger ist das ERP-System.

 

# Im ersten Beispiel soll in das Feld TIMEZONE im Segmente E1BPDLVDEADLN die Konstante CET gesetzt werden

## Hintergrund: Das LVS sendet das Lieferdatum und die Uhrzeit in UTC; durch die Konstanten soll die Uhrzeit auf CET konvertiert werden

# Im zweiten Fall soll in das Feld SHIP_MAT im Segment E1BPDLVHDUNHDR der Wert 2525 gesetzt werden, wenn dieses PA enthält

## Hintergrund: Das LVS kennt die Materialnummern für die Packmittel nicht und sendet 2-stellige Kürzel. Diese sollen auf die ERP-Packmittelnummern konvertiert werden

# Im letzten Fall soll in das Feld TIMESTAMP_UTC im Segmente E1BPDLVDEADLN das aktuelle Tagesdatum gesetzt werden, wenn das Feld TIMETYPE = WSHDRLFDAT ist.

## Hintergrund: Das vom LVS ermittelte Lieferdatum ist vielfach nicht richtig, dadurch soll das Lieferdatum immer auf das Tagesdatum gesetzt werden.

Wie oben schon erwähnt, spielt die Musik beim Thema Umsetzregeln bei der Pflege der Regeln – BD79. Daher konzentriere ich mich bei der Vorstellung der Regeln auf diesen Punkt.

1. Konstante setzen – TIMEZONE = CET

# Transaktion BD62 aufrufen und neue Regel anlegen:

## Umsetzregel: ZZ_CONF_TERM
## Bedeutung: CET als Konstante
## IDoc-Segmentname: E1BPDLVDEADLN

# Transaktion BD79 aufrufen, Regel „ZZ_CONF_TERM“ vorgeben und links oben auf „Stift“ klicken

# In nächsten Screen auf das Feld „TIMEZONE“ doppelklicken

# In linken Bereich den Regeltyp „Konstante setzen“ auswählen und recht im Feld Konstante „CET“ eintragen und speichern

# Transaktion BD55 aufrufen und Nachrichtentyp „SHP_OBDLV_CONFIRM_DECENTRAL“ vorgeben

# Links oben auf den Button „Neue Einträge“ klicken und folgenden neuen Eintrag erfassen:

## Sender: LVS-System
## Empfänger: ERP-System
## Segmenttyp: E1BPDLVDEADLN
## Umsetzregel: ZZ_CONF_TERM

# Speichern

Ab jetzt ist die Regel aktiv: Damit wird das Feld TIMEZONE im Segment E1BPDLVDEADLN für den Nachrichtentyp SHP_OBDLV_CONFIRM_DECENTRAL immer mit der Konstante CET gefüllt.

2. Wert abhängig ersetzen – Wenn SHIP_MAT=PA, dann SHIP_MAT=2525 setzen

# Transaktion BD62 aufrufen und neue Regel anlegen:

## Umsetzregel: ZZ_HU_MAT
## Bedeutung: Packmittel umschlüsseln
## IDoc-Segemtname: E1BPDLVHDUNHDR

# Transaktion BD79 aufrufen, Regel „ZZ_HU_MAT“ vorgeben und links oben auf „Stift“ klicken

# Im nächsten Screen auf das Feld „SHIP_MAT“ doppelklicken

# Im linken Bereich den Regeltyp „Senderfeld umschlüsseln“ auswählen und recht im Feld Senderfeld „SHIP_MAT“ eintragen und auf den Button „Bedingungen“ klicken

# In diesen Screen in die Spalte „Wert Empfängerfeld“ „2525“ und in die Spalte „Packmittel“ „PA“ eintragen

# Ein Schritt zurück und Regel sichern

# Abschließend die Regel per Transaktion BD55 einem Nachrichtentyp und Sender-Empfänger-Kombination zuordnen

Ab jetzt ist die Regel aktiv – damit wird in das Feld „SHIP_MAT“ „2525“ eingetragen, wenn vom LVS in diesem Feld „PA“ übermittelt wird.

3. Tagesdatum setzen – TIMESTAMP_UTC = Tagesdatum

# Transaktion BD62 aufrufen und neue Regel anlegen:

## Umsetzregel: ZZ_LIEF_DAT
## Bedeutung: Lieferdatum gleich Tagesdatum
## IDoc-Segemtname: E1BPDLVDEADLN

# Transaktion BD79 aufrufen, Regel „ZZ_LIEF_DAT“ vorgeben und links oben auf „Stift“ klicken

# Im nächsten Screen auf das Feld „TIMESTAMP_UTC“ doppelklicken

# Im linken Bereich den Regeltyp „Senderfeld übernehmen“ auswählen

# Im rechten Feld Senderfeld „TIMESTAMP_UTC“ eintragen und im Feld „Spez. Konvertierungsroutine“ „DATAB“ eintragen

# Im mittleren Bereich des Screens (Bedingungen) im Feld „Senderfeld“ „TIMETYPE“ eingeben und auf den Button „Bedingungen“ klicken

# In den Details der Bedingung in der Spalte „Log. Zeitp.“ den Wert „WSHDRLFDAT“ eintragen

# Ein Schritt zurück und Regel sichern

# Abschließend die Regel per Transaktion BD55 einem Nachrichtentyp und Sender-Empfänger-Kombination zuordnen

Nun werden in das Feld TIMESTAMP_UTC das aktuelle Tagesdatum eingetragen, wenn im Feld „TIMETYPE“ der Wert „WSHDRLFDAT“ enthalten ist.

 

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29 SAP-GUI Features, die SAP-Berater kennen müssen!

Was war die längste Zeit, die du in einem Stau verbracht hast? 1 Stunde, 2 Stunden oder doch länger? Ich musste mal auf der A2 zwischen Hannover und Braunschweig geschlagene 6 Stunden in einem Stau verbringen – es ging nichts mehr. Ich hatte mich von Köln aus mit einem Mietwagen  auf dem Weg in Richtung Berlin gemacht und kurz vor Hannover fing der stockende Verkehr an. Ein kleiner Auffahrunfall, Brückenabrissarbeiten und ein Heimspiel des Vereins für Leibesübungen (VfL) Wolfsburg gegen die Bayern und prompt war ich auf der Autobahn gefangen.
Als ich merkte, dass es wohl länger dauern wird, versuchte ich mir die Zeit zunächst mit dem Radioprogramm zu vertreiben. Nach 2 Stunden, gesättigt nach den wiederholenden Nachrichten, schaltete ich das Radio ab und widmete mich meinem Handy, um ein paar Runden zu zocken. Jedoch war auch dies keine befriedigende Ablenkung, so dass ich es nach wenigen Minuten missmutig bei Seite legte. Letztlich fing ich an, in den Fächern des Wagens nach einer Zeitschrift oder einem alten Buch zu kramen, doch das Einzige, was ich zwischen die Finger bekam, war die Bedienungsanleitung des Autos … ;-(
378 kleinbeschriebene und übersichtlich illustrierte Seiten, DIN A5 Format und das alles in einer exklusiven Druck- und Papierqualität. Wow, dachte ich mir und war überrascht wie strukturiert und leicht verständlich so eine Bedienungsanleitung aufgebaut ist. Also fing ich an verschiedene Kapitel durch zu stöbern, die mich laut Inhaltsverzeichnis interessierten: „Brake Assist“, „ParkPilot“, „Lane Assist“, „Müdigkeitserkennung“, etc. Kurz bevor der Stau sich auflöste, packte ich die Bedienungsanleitung wieder ins Handschuhfach und hatte eine große Erkenntnis: Die Autos können mittlerweile viel mehr, als ich je geahnt hätte.

Wenn ich nun basierend auf dieser Erkenntnis an SAP und hier im speziellen an den SAP-GUI denke, fallen mir eine Reihe von Features ein, die mehr oder weniger bekannt sind. Im Folgenden habe ich mal 29 hilfreiche Tipps zusammengestellt, die den Umgang mit den SAP-GUI erleichtern. Doch zunächst ein kurzer Überblick über den SAP-GUI:

© 2017 – SAP SE

1. Der Präfix für alle Transaktionen: /n

Im SAP-GUI wird eine Transaktion entweder über die Menüstruktur oder direkt mit der Eingabe des Transaktionscodes aufgerufen:

# Über die Menüstruktur: Logistik -> Vertrieb -> Verkauf -> Auftrag -> Anlegen

# Über einen Transaktionscode: VA01

Befindet man sich nun in einer bestimmten Transaktion, kann man eine neue Transaktion nur direkt aufrufen, wenn der Präfix /n vor die Transaktion gesetzt wird. Bsp.: Du lässt dir die Details eines Kundenauftrags anzeigen. Von hier aus willst du direkt in den Debitorenstamm abspringen. Dann muss der Präfix verwendet werden: /nvd02

Der Präfix /n kann (wenn er separat in der Transaktionsleiste verwendet wird) dafür genutzt werden, um von einer beliebigen Transaktion zurück zum Anfang (Menüstruktur SAP Easy Access) zu gelangen.

2. Transaktion im neuen Fenster öffnen: /o

Wenn im Gegensatz zum Präfix /n den Präfix /o verwendet wird, dann wird die aufgerufene Transaktion in einem neuen Fenster bzw. Session gestartet. Damit kann der Vorteil genutzt werden, dass die ursprüngliche Transaktion geöffnet bleibt.

Wenn der Präfix /o separat ohne eine Transaktionscode genutzt wird, dann öffnet sich die Liste aller aktuellen laufenden Sessions / Fenster. Von hier aus kann zu einer anderen Session gewechselt oder eine neue Session gestartet werden.

3. Aktuelles Fenster schließen: /i

Durch Eingabe des Präfix /i in der Transaktionsleiste wird das aktuelle Fenster geschlossen. Hier ist zu beachten: Es erfolgt keine Warnmeldung, dass nicht gespeicherte Daten verloren gehen können.
Wenn nun hinter dem /i eine Zahl – bspw. /i3 – mitgegeben wird, wird das Fenster mit der Nummer 3 geschlossen.

4. Die Feierabend-Transaktion: /nex

Durch Eingabe von /nex in die Transaktionsleiste werden alle Sessions der aktuellen Anmeldung geschlossen und man meldet sich vom System ab. Wie oben beim /i schon dargestellt, erfolgt auch hier keine Warnmeldung, dass nicht gespeicherte Daten verloren gehen. Hier gibt es aber folgende Ausnahme: Wenn eine bestimmte Transaktion noch läuft, bspw. die Selektion noch keine Ergebnisse geliefert hat, dann kann die Transaktion /nex nicht ausgeführt werden.

5. Direktaufruf einer Transaktion: /* + TCode

Eine besondere Stärke des SAP-GUI ist es, dass mit Datenhistorien gearbeitet wird. Ruft man z.B. einen bestimmten Kundenauftrag mit dem TCode VA03 auf, wird die Nummer dieses Kundenauftrags beim nächsten Aufruf des TCode VA03 automatisch vorbelegt.
Dieser Effekt kann genutzt werden, um diesen Kundenauftrag beim nächsten Mal direkt aufzurufen: Wenn /*VA03 in die Transaktionsleiste eingegeben wird, gelangt man direkt in den Anzeige-Modus des letzten Kundenauftrags – hier spart man sich quasi das „Zwischen-Enter“.

6. In der Menüstruktur nach einer Transaktion suchen: SEARCH_SAP_MENU

Mittels des TCodes SEARCH_SAP_MENU kann innerhalb der Menüstruktur nach bestimmten Transaktionen gesucht werden. Hierbei kann sowohl direkt nach dem TCode oder der Beschreibung der Transaktion gesucht werden: „Kundenauftrag“ oder „VA01“. Das Suchergebnis liefert eine Liste der verschiedenen Hierarchie-Stellen (Knoten), in denen die Transaktion vorkommt. Schwach finde ich an dieser Funktion, dass vom Suchergebnis aus kein Absprung zur Transaktion möglich ist.

7. Dynamisches temporäres Menü: SDMO

Durch den Aufruf des TCode SDMO kann ein einfaches dynamisches Menü dargestellt werden. Nachdem der TCode aufgerufen wurde, gibt man einen Text ein und führt den Report aus. Anschließend werden alle Transaktionen aufgelistet, in denen der Text vorkommt. Durch Doppelklick auf einen Eintrag, gelangt man direkt zur Transaktion. Leider kann nur nach Texten mit maximal 12 Zeichen gesucht werden.

8. Transaktionssuche – Mein Favorit: SE93

Die Transaktion SE93 ist eine Entwicklungstransaktion, um diese neuanzulegen bzw. zu modifizieren. Sie ist mein Favorit, wenn es darum geht nach einer Transaktion zu suchen. Gerade wenn man bei einem neuen Kunden ein Projekt beginnt, ist man mit einer neuen Systemlandschaft und einer Unmenge an Z-Transaktionen konfrontiert – Z-Transaktionen sind kundeneigene Transaktionen; bspw. Z_KOMMI_LISTE. Wenn man sich die genaue Bezeichnung der Transaktion nicht gemerkt und auch keinen Favoriten angelegt hat, dann kann man mit der SE93 einfach Z*KOM*LIS* eintippen und F4 drücken. Prompt wird dann genau die Z_KOMMI_LISTE eingeblendet. Von hier aus kann man sie direkt per F8 starten.

9. Alle Transaktionen in einer Tabelle: TSTC

Letztlich besteht auch die Möglichkeit eine bestimmte Transaktion über die Tabelle TSTC zu ermitteln. Hierzu ruft man die TCode SE16 auf und gibt den Tabellennamen TSTC ein. In dieser Tabelle sind alle Transaktionen mit Transaktionstext und dem dazugehörigem Programm abgelegt. Übrigens: In der Tabelle TSTC sind über 120.000 Transaktionen enthalten; wie viele kennst du davon 😉

10. Laufende Transaktion abbrechen

Es kommt immer wieder vor, dass man durch eine ungünstige Selektion oder einen Programmfehler ewig auf das Ergebnis einer Transaktion wartet. So eine Endlosschleife kann wie folgt abgebrochen werden:

# Im linken oberen Bereich eines SAP-GUI-Fenster ist ein kleines Rechteck mit einer schemenhaften Flagge dargestellt – soll wohl das SAP Logo darstellen.

# Wenn man auf diese Flagge klickt, erscheint ein kleines Menü.

# Mit dem letzten Punkt wird die Transaktion abgebrochen und man gelangt wieder zum Startbildschirm.

11. Parameter setzen – die Zauberfunktion

Es gibt Transaktionen, bei denen in bestimmte Felder immer wieder der gleiche Wert eingetippt wird. Um sich diese Wiederholungen zu sparen, können diese Felder mit einem Festwert vorbelegt werden. Im Folgenden soll das Feld Auftragsart in der Transaktion VA01 mit TA vorbelegt werden:

# Zunächst wird die Transaktion VA01 aufgerufen und die Maus auf das Feld Auftragsart positioniert.

# Dann wird die F1-Taste gedrückt, wodurch die Hilfe zu diesem Feld aufgerufen wird.

# Im oberen Bereich des Hilfe-Fensters klickt man auf das vierte Icon: Ein Hammer & Schraubenzieher

# Nun öffnet sich in neues Fenster mit dem Titel „Technische Informationen“

# In diesem Fenster ist im Bereich Feld-Daten das letzte Feld Parameter-Id

# Der Wert in diesem Feld sollte nun markiert und kopiert werden; in unserem Bsp. AAT

# Nun sollten alle Hilfsfenster geschlossen werden, so dass wir wieder im Startbildschirm des SAP-GUI sind

# Hier ruft man über die Menüleiste folgenden Punkt auf

## System -> Benutzervorgaben -> Eigene Daten -> Reiter: Parameter

# Hier wird die oben ermittelte Parameter-Id (in unserem Bsp. AAT) in die Spalte SET- / GET-Parameter-Id und in die Spalte Parameterwert TA eingetragen

# Als letzter Punkt müssen die Eingaben gespeichert werden (STRG+S oder Disketten-Icon)

Ab jetzt ist das Feld Auftragsart immer mit dem Wert TA vorbelegt, wenn die Transaktion VA01 aufgerufen wird – natürlich ist diese Einstellung User-spezifisch.

12. Neues Fenster öffnen: STRG+N

Um ein neues Fenster im SAP-GUI zu öffnen stehen nach dem Motto „… alle Wege führen nach Rom.“ mehrere Möglichkeiten zur Verfügung:

# Tastenkombination: STRG + <Plus-Taste>

# Tastenkombination: STRG + N

# Navigationsleiste: Icon „Neuen Modus erzeugen“

# …

Warum auch immer, beobachte ich in der täglichen Arbeit, dass die oben aufgeführten Tastenkombinationen (STRG+N) so gut wie nie Verwendung finden.

13. Fokus aufs Transaktionsfeld: STRG + SHIFT + 7

Schnell mal eine Transaktion eingeben? Normalerweise ist dies ohne Maus nicht möglich, denn zunächst muss der Mauscursor auf das Transaktionsfeld gesetzt werden. Die Bedienung der Maus kann man sich mit folgender Tastenkombination sparen: „STRG + SHIFT + 7“
So kurz die Beschreibung ist, so sehr ist diese Funktion doch für mich der Time-Saver überhaupt!

14. Starttransaktion festlegen

Nach der Anmeldung im SAP-GUI gelangt man – im Normalfall – direkt in den Startbildschirm. Wenn man nun weiß, dass man direkt nach der Anmeldung immer eine bestimmte Transaktion aufruft, dann kann diese Transaktion als Starttransaktion eingestellt werden. Bspw. ist es jeden Morgen deine erste Aufgabe die IDoc-Verarbeitung zu kontrollieren, dann kannst du die WE02 als Starttransaktion festlegen:

# Aus dem Startbildschirm über die Menüleiste folgenden Punkt aufrufen:

## Zusätze -> Starttransaktion festlegen

## Hier die WE02 eingeben und bestätigen

15. Markieren und Kopieren in einem Schritt

Üblicherweise funktioniert das Kopieren im SAP-GUI wie in anderen Office-Anwendungen: Man markiert einen Bereich und drückt STRG+C. Doch das SAP-GUI bietet eine Erweiterung dieser Funktionen: Die Schritte Markieren und Kopieren können kombiniert werden, d.h. wenn man einen Bereich markiert, wird er auch direkt kopiert – diese Option kann wie folgt aktiviert werden:

# Auf der oberen Navigationsleiste das letzte Icon anklicken „Lokales Layout anpassen“

# Anschließend den viertletzten Punkt „Schnell ausschneiden und einfügen“ anklicken

# Jetzt ist Markieren und Kopieren in einem Schritt aktiviert

16. Markieren im SAP-GUI: STRG+Y

Im SAP-GUI können Eingabefelder wie gewohnt mit dem Mauscursor markiert werden. Doch Bereiche die nur der Anzeige dienen und keine Eingabebereiche sind, können nicht direkt markiert (und damit kopiert) werden. Wenn aber mit der Tastenkombination „STRG+Y“ den Markier-Modus aktiviert wird, kann man im SAP-GUI fast alles markieren und damit kopieren.

17. Transaktion trotz fehlender Berechtigung starten

Diese Option wird man wahrscheinlich nur sehr selten nutzen können, doch es kann nicht schaden von der Möglichkeit gehört zu haben: Wenn einem die Berechtigung zum Aufruf einer Transaktion fehlt, dann kann man (evtl.!) mit folgenden Workaround die Transaktion trotzdem starten:

# Mit der TCode SE16 und der Tabelle TSTC das Programm ermitteln, das dem TCode zu geordnet ist

# Anschließend dieses Programm per TCode SE38 starten

18. Scrollen nur per Navigationsleiste

Warum auch immer – wahrscheinlich historisch bedingt – gibt es in SAP Transaktionen, bei denen ein Beleg aus mehreren Positionen besteht, aber eine offensichtliche Möglichkeit zum Hoch- / Runter-Scrollen nicht vorgesehen ist. Als unerfahrener SAP-User wird man denken, man sieht alles und weitere Positionen zum Beleg gibt es nicht, da keine Möglichkeit zum Scrollen angeboten wird. Diesem Irrtum ist wahrscheinlich jeder schon mal erlegen. Eine solche Transaktion ist bspw. die „MB03 – Artikelbeleg anzeigen“. In diesen Belegen erfolgt das Hoch- / Runter-Scrollen mittels der Pfeile auf der oberen Navigationsleiste.

19. Historie löschen

Eine große Stärke des SAP-GUI ist die Historien-Funktion. In allen Eingabefeldern (mir ist keine Ausnahme bekannt) bietet das SAP-GUI eine intelligente Historie der letzten Eingabewerte. Ich nenne die Historienfunktion intelligent, weil man sie wie folgt steuern kann.

# Ruf die TCode SE16 auf

# Doppelklicke nun auf das Eingabefeld „Tabellenname“, und es werden die Tabellennamen aufgelistet, die man zuletzt aufgerufen hat

# Gibt man hingegen in dem Feld ein Z ein, werden alle Tabellen aufgelistet, die man zuletzt aufgerufen hat und die mit Z beginnen

Nun kann es mal nötig sein – bspw. wegen eines System-Refreshs – dass die Historie gelöscht werden muss. Dies kann wie folgt durchgeführt werden:

# In der Navigationsleiste auf das letzte Icon (Lokales Layout anpassen) klicken und den ersten Punkt „Optionen…“ aufrufen

# In den Optionen im Ordner „Lokale Daten“ (links) den Punkt „Historie“ aufrufen

# Hier kann die Historie gelöscht werden

20. Maus folgt Fokus

Diese Funktion kann hilfreich sein, wenn man viel mit der Tabulator-Taste arbeitet, um zwischen verschiedenen Eingabefeldern zu wechseln:

# In der Navigationsleiste auf das letzte Icon (Lokales Layout anpassen) klicken und den ersten Punkt „Optionen…“ aufrufen

# In den Optionen im Ordner „Interaktionsdesign“ (links) den Punkt „Tastatureinstellungen“ aufrufen

# Hier den letzten Punkt „Maus folgt autom. dem Fokus“ aktivieren und bestätigen.

Damit die Einstellungen greifen, muss man sich abmelden, das SAP-Logon-Pad schließen und sich erneut anmelden.

Wenn man jetzt bspw. die Transaktion WE02 aufruft und zwischen den Selektionsfeldern per Tabulator wechselt, folgt die Maus automatisch zu den aktiven Feldern.

21. In Pull-Down-Felder Werte anzeigen und sortieren

Es kann sinnvoll sein, wenn in Pull-Down-Feldern nicht nur die Texte, sondern auch die Werte zu den Texten angezeigt werden. So ein Feld mit Pull-Down-Menü ist bspw. ist die Versandbedingung im Kundenauftragskopf. Die Anzeige der Werte, und das Sortieren nach den Werten, kann wie folgt eingestellt werden:

# In der Navigationsleiste auf das letzte Icon (Lokales Layout anpassen) klicken und den ersten Punkt „Optionen…“ aufrufen

# In den Optionen im Ordner „Interaktionsdesign“ (links) den Punkt „Visualisierung 1“ aufrufen

# Hier im Bereich „Controls“ beide Optionen aktivieren

22. TCode im Menü anzeigen

Über das SAP Menü gelangt man zur Transaktion „Kundenauftrag anlegen“ über folgende Knoten:

# Logistik -> Vertrieb -> Verkauf -> Auftrag -> Anlegen

Natürlich kann diese Transaktion direkt über die Eingabe des TCode „VA01“ in der Transaktionsleiste aufgerufen werden. Wenn man diese Transaktion aber nicht kennt, ist es hilfreich die TCodes in der SAP Menü darzustellen, damit sie fürs nächste Mal gemerkt werden können:

# Über die Menüleiste: Zusätze -> Einstellungen

# Hier die Option „Technische Namen anzeigen“ aktivieren

23. Warn- / Fehlermeldung als Pop-Up-Fenster

Bei der Arbeit mit dem SAP-GUI gibt es eine Unmenge von Prüfungen bei der Eingabe. Zum Einen können die Prüfungen Warnmeldungen ausgeben und zum Anderen Fehlermeldungen. Wenn bspw. bei der Auftragsanlage (TCode VA01) eine Auftragsart eingegeben wird, die nicht vorgesehen ist, dann erfolgt eine Fehlermeldung. Hingegen erfolgt eine Warnmeldung, wenn ein Auftrag ohne Mengen abgespeichert werden soll.
Normalerweise werden diese Meldungen links unten in der Statusleiste angezeigt. Doch gerade wenn man neu mit dem SAP-System in Kontakt kommt, kann es hilfreich sein, sich die Meldungen als Pop-Up-Fenster anzeigen zu lassen. Die Option kann wie folgt aktiviert werden:

# In der Navigationsleiste auf das letzte Icon (Lokales Layout anpassen) klicken und den ersten Punkt „Optionen…“ aufrufen

# Im Ordner „Interaktionsdesign“ (links) den Punkt „Benachrichtigungen“ aufrufen

# Nun im Bereich „Meldungen“ die Punkte „Meldungen im Dialog anzeigen“ aktivieren.

24. GUI Farben ans System anpassen

Nach monatelanger intensiver Arbeit ist der Go-Live nun geschafft und es steht nun eine nicht minderanstrengende Zeit bevor: Der Go-Live Support. In dieser Phase bekommen Berater üblicherweise umfassende Berechtigung im System, damit sie zügig und unkompliziert auf Fehler reagieren können. Doch hier besteht die Gefahr, dass unbeabsichtigt bspw. zu testzwecken Belege angelegt oder verändert werden, da in den Standardeinstellungen alle Systeme das identische Design aufweisen. Wenn je System die SAP-GUI-Farben verändert werden, sollte man nicht so leicht in dieses Fettnäpfchen treten. So können die Farben pro System angepasst werden:

# In der Navigationsleiste auf das letzte Icon (Lokales Layout anpassen) klicken und den ersten Punkt „Optionen…“ aufrufen

# Im Ordner „Visuelles Design“ (links) den Punkt „Farbeinstellungen -> Farben im System“ aufrufen

# Hier entweder für das komplette System oder nur einen bestimmten Mandaten die neuen Farben auswählen

# Zu beachten: Änderungen greifen erst bei Neuanmeldung

25. Favoriten einfügen

Ich muss an dieser Stelle gestehen, dass ich kaum mit Favoriten arbeite, da ich meist die Transaktionen, die ich nutze, auswendig kenne. Und wenn ich sie nicht kennen sollte, suche ich sie per TCode SE93. Aber gerad für Neueinsteiger ist die Favoritenfunktion Goldwert. Hier kann man sich die gängigsten Transaktionen, mit denen man arbeitet als Favoriten anlegen, und sie direkt aufrufen. Favoriten legt man wie folgt an:

# Links in Startbild des SAP-GUI sind über dem SAP Menü die Favoriten angeordnet

# Hier mit der rechten Maustaste auf die Favoriten klicken; anschließend öffnet sich ein kleines Fenster mit der Option „Transaktion einfügen

# Wenn diese Option angeklickt wird, kann man direkt die Transaktion eingeben, die man in die Favoriten einfügen will

Zusätzlich kann man auch eine Transaktion, die man sich per SAP Menü rausgesucht hat, wie folgt als Transaktion einfügen:

# Menüpfad für die TCode „ME22N – Bestellung ändern“ aufklappen: Logistik -> Materialwirtschaft -> Einkauf -> Bestellung -> Ändern

# Hier Rechtklick auf die Transaktion und die Option „Zu den Favoriten hinzufügen“ auswählen

26 . Aus der Transaktion Favoriten aufbauen – %_GCADDF

Vielfach sieht der Umgang mit Favoriten in Praxis so aus: Man ruft eine Transaktion auf und denkt sich: Mist, diese Transaktion sollte ich mir mal als Favorit anlegen. Hierzu gibt es folgende hilfreiche Option:

# Ruf die Transaktion VL03N und lass dir irgendeine Auslieferung anzeigen

# Dann tippst du – während du in den Details einer Auslieferung bist – in die Transaktionsleiste %_GCADDF ein

# Und Voila: Die Transaktion VL03N ist nun als Favorit angelegt

27. Kollegen zum Kaffee einladen – SE37 / TH_POPUP

Kennst du diese Möglichkeit deinen Kollegen zum Kaffee einzuladen:

# Ruf die Transaktion SE37 auf

# Gib den FuBa TH_POPUP ein und führe sie aus (F8)

# Anschließend im Bereich Import-Parameter folgende Felder ausfüllen und ausführen

## CLIENT: Mandant

## User: Benutzer, an den die Nachricht gehen soll

## Message: „Lust zum Kaffee?“

Nun bekommt dein Kollege die Einladung zum Kaffee als Pop-Up-Nachricht auf seinem SAP-GUI 😉

28. Warum gesperrt – SM12

Mit dieser Situation sollte jeder schon mal konfrontiert worden sein: Du willst einen Beleg bearbeiten und bekommst die Meldung „User: Schmidt“ sperrt den Beleg. Jetzt kannst du Fr. Schmidt direkt anrufen und ihr mitteilen, dass sie den Beleg wieder freigeben sollte. Oder du rufst zunächst den TCode SM12 auf und schaust nach, seit wann und mit welchem TCode sie den Beleg sperrt. Dann rufst du sie an und kannst ihr direkt mehr Infos zum Sperrverhalten mitgeben.

29. Verbotene Passwörter – USR40

In regelmäßigen Zeiträumen kommt bei der Anmeldung im SAP-GUI die Aufforderung, dass das Passwort zu ändern ist. Hier kann es durch aus nerven, wenn man immer wieder ein Passwort eingibt, dass nicht zugelassen ist. Um zu prüfen, welche Passwörter nicht erlaubt sind, kann man sich die Tabelle USR40 anschauen (aufzurufen per SE16). Hier sind alle Passwörter aufgeführt, die im System nicht zugelassen sind.

 

*** Es wäre super, wenn du ein kleines Feedback hinterlassen würdest, Isa.

 

…Übrigens findet ihr alle Beiträge im Buch „SAP Helden“ kompakt zusammengefasst.

Kann man VMI essen – oder ein Logistikkonzept, das man kennen sollte

Um es vorabzusagen: Nein, VMI kann man nicht essen, aber VMI kann viel mit Essen zu tun haben – hierzu aber später mehr. Sagen euch die Begriffe ECR oder VMI etwas? Nein? Diese Abkürzungen haben zunächst nichts direkt mit SAP zu tun, aber viel Logistik. VMI steht für Vendor-Managed-Inventory und die Abkürzung ECR bedeutet Efficient-Customer-Response. Beide Konzepte haben zum Ziel Logitikkosten in Rahmen des SCM zu optimieren und den Servicegrad der Logitik zu steigern. Wikipedia definiert die Begriffe wie folgt:

ECR aus Wikipedia: Der Begriff Efficient Consumer-Response (auch ECR-Konzept oder Effiziente Konsumentenresonanz) bezeichnet eine Initiative zur Zusammenarbeit zwischen Herstellern und Händlern, die auf Kostenreduktion und bessere Befriedigung von Konsumentenbedürfnissen abzielt. Dabei wird die Wertschöpfungskette, von der Produktion bis hin zur Kaufentscheidung der Verbraucher, auf Optimierungspotenziale untersucht.

VMI aus Wikipedia: Beim VMI übernimmt der Lieferant die Verantwortung für die Bestände seiner Produkte beim Kunden. Der Bestand beim Kunden wird vollständig vom Lieferanten veranlasst. Häufig wird dem Kunden im Gegenzug das volle Retourenrecht eingeräumt. Grundlage für die Berechnung der Lieferungen sind z. B. Verbrauchs- oder Abverkaufszahlen, die entweder bei der regelmäßigen Aufstockung durch den Lieferanten erfasst, oder auch elektronisch übermittelt werden können.

Das Konzept VMI in Verbindung mit ECR habe ich im Rahmen eines Projektes kennengelernt. Dabei war das Prinzip recht simpel und sah wie folgt aus:

# Einmal am Tag übermittelte der Kunden dem Lieferanten einen Datensatz. Diese Daten waren in Grunde eine Liste der Materialien, die am VMI teilnahmen und hatten folgende Informationen:

## Materialnummer
## Aktueller Bestand
## Mindestbestand

# Beim Lieferanten wurde die Liste analysiert und basierend auf den Analyseergebnissen entweder automatisch ein Kundenauftrag angelegt und die Ware beliefert oder es erfolgte keine Reaktion.

Leider muss ich an dieser Stelle sagen, dass dieser Prozess nicht mit den Standard Möglichkeiten in SAP umsetzbar ist. Das Unternehmen, für das ich gearbeitet hatte, nutzte zur Umsetzung dieses Szenarios ein AddOn.

Ultra-VMI in Istanbul

Während eines Istanbul-Besuchs kam ich erneut mit dem VMI Konzept in Kontakt, wobei es dieses Mal komplett anders umgesetzt war. Ich saß mit meiner Frau in einem Restaurant am Bosporus und wie in der Türkei üblich, wurde uns ein junges Paar an den Tisch gesetzt, da die übrigen Tische besetzt waren. Nach kurzer Zeit – wir waren dabei die Vorspeisen zu schlemmen – kamen wir mit dem Paar ins Gespräch; sie stellten sich als Merve und Rokan vor. Meine Frau und Merve hatten sich schon in die Details der türkischen Küche vertieft und Rokan und ich redeten über das Berufsleben.
Ich fragte Rokan, was er beruflich machte. Er sagte mir, dass er Bäcker sei. Als ich Bäcker hörte, kamen vor meinem geistigen Auge die tollsten Assoziationen hoch. Ich stellte mir vor, wie er am Tresen in einem der vielen Istanbuler Traditionsbäckerei seine Leckereien feilbot; doch so war es nicht. Er hatte eine kleine Industriebäckerei von seinem Vater übernommen und bediente im Grunde nur einen Kunden: Die historischen Fischerboote am Eminönü-Platz. An diesen Fischerbooten, die zu jeder Tageszeit mit Kundschaft überlaufen sind, bekommt man frischgegrillten Fisch als Sandwich serviert; und Rokans Bäckerei belieferte diese Fischerboote mit den Sandwich-Broten.
Rokan war ein zurückhaltender junger Mann von ungefähr 25 Jahren und ich fragte ihn, ob der Bäckerberuf schwierig war. Der verneinte meine Frage und sagte mir, die Schwierigkeit an seinem Job sei es, die Bestellungen der Fischer zu erfüllen. Ich stutzte zunächst und sagte nur, brauchst du mehr Mitarbeiter oder eine größere Bäckerei. Er sagte mir, nein das sei nicht das Problem. Die Herausforderung für ihn war, immer die exakte Menge an Brot zu beliefern, die Fischerboote an diesem Tag benötigten. Doch ich verstand immer noch nicht und fragte nach: „Die Fischerboote bestellen 10.000 Brote. Du backst sie und lieferst die aus. Was war so schwer daran, wenn du keine Kapazitätsprobleme hast?“ Rokan merkte, dass ich ihn immer noch nicht verstand und löste das Thema wie folgt auf: „Die Fischerboote wollen täglich von mir beliefert werden und wollen keinerlei Engpässe in der Brotbelieferung haben. Aber sie sagen mir nicht, wie viele Brote sie heute brauchen werden. Das ist meine Aufgabe. Gemäß meinen Erfahrungen, dem Wetterbericht, der Veranstaltungssituation in der Stadt und vieler weiterer Faktoren muss ich einschätzen, welche Menge Brot morgen benötigt wird und muss sie bereitstellen.“

Als ich es endlich verstanden hatte, dachte ich mir nur: Wow, das ist Ultra-VMI in Istanbul. Der Lieferant – hier Rokans Bäckerei – war völlig in der Verantwortung für die Bedarfserfüllung des Kunden.

 

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12 IDoc-Tricks, mit denen du einen bleibenden Eindruck beim Kunden hinterlässt.

Tom hielt in geübter Haltung das 1er Holz in den Händen und spürte auf seinen Unterarmen die leichte Brise, die aus südwestlicher Richtung über den hügeligen Platz wehte. Er konzentrierte sich auf den bevorstehenden Schlag, den er schon tausende Male ausgeführt hatte. Er musste an diesem Loch 3 unter Par liegen, wenn er gegen Jacques noch eine Chance haben wollte. In einer harmonischen Bewegung schwang er den Driver zunächst zurück und traf dann im Vorwärtsschwung den Golfball satt in Richtung des 18. Lochs. Als Tom der Flugbahn seines Balls nachschaute, dachte er sich nur: „Nein, die Partie ist verloren.“ Der Schlag war vollkommen verzogen und der Ball landete weit weg vom Grün.

Tom und Jacques trafen sich seit einem Jahrzehnt regelmäßig auf dem „The Royal Golf Club of Belgium“ südlich von Brüssel. Was zunächst als informelles Geschäftsmeeting begann, hatte sich über die Jahre zu einem regelmäßigen Ritual zwischen den beiden Männern etabliert. Hier konnten beide einmal im Jahr einige Tage Auszeit vom hektischen Tagesgeschäft nehmen und strategische Entwicklungen ihrer Unternehmen diskutieren. Toms und Jacques‘ Unternehmen hatten über die Zeit ein enges Verhältnis entwickelt. Tom war mit Abstand der größte und wichtigste Lieferant für Jacques‘ Unternehmen und im Gegenzug machte Tom einen nicht unerheblichen Anteil seines Umsatzes mit Jacques.

Nachdem Jacques im 18.Loch eingelocht hatte und wie abzusehen war, die Partie für sich entscheiden konnte, machten sich die beiden Männer auf den Rückweg zum Clubhaus. Hier würden sie gemeinsam den Abend ausklingen lassen, um am nächsten Morgen frühzeitig abzureisen. Tom wusste, dass er mit Jacques am Abend noch eine volle Agenda vor sich hatte. So erinnerte er sich an den „elektronischer Bestelleingang“, den ihn Hr. Philippsburg von der Orga-Abteilung mitgegeben hatte. Hr. Philippsburg hatte ihn gebeten, Jacques darauf anzusprechen, ob es für Jacques‘ Unternehmen möglich sei, die Bestellung auf elektronischem Wege zu übermitteln. Der Rückweg zum Clubhaus und die Hochstimmung Jacques‘ wäre ein gute Gelegenheit, um dieses Thema anzusprechen.

    „Über die Jahre ist die Auftragsabwicklung immer komplexer geworden“, fing Tom an und fuhr fort: „Habt ihr bei euch auch den Effekt, dass dieser Posten zu einem großen Kostenfaktor geworden ist?“

    „Ja, du hast recht; die gesetzlichen Regularien erfordern einen immer höheren  Dokumentationszwang“, erwidert Jacques.

    „Unsere Orga hat zu diesem Thema einen Ansatz“, sagte Tom. „Sie bittet euch, eure Bestellungen uns auf elektronischem Weg zu übermitteln. Meinst du, das ist machbar?“

    Jacques überlegte kurz und antwortete dann: „Ich denke das sollte kein Thema sein. Soweit ich mich erinnere, liegen unsere Bestellungen in einer übersichtlichen Excel-Datei vor. Es sollte möglich sein diese Datei auf eine Diskette zu ziehen und euch einmal die Woche per Post zuschicken.“

 

Excel – Diskette – Post? Nein das ist bestimmt nicht State-of-the-Art, für den elektronischen Datenaustausch im Geschäftsverkehr. Heutzutage werden die Mehrzahl der Geschäftstransaktionen elektronisch ausgetauscht; und es ist das strategische Ziel vieler Unternehmen diesen Wert nahe an die 100% zu bringen. Der Austausch von Daten per Diskette, den es vielfach tatsächlich gab, sollte heutzutage kein Thema mehr sein.

Aktuell verläuft der elektronische Datenaustausch nach folgendem Prinzip ab:

aufbau_edi_verbindung

# Aus dem ERP-System des sendenden Partners wird ein Datensatz generiert und an das Konverter-System übergeben

## Bestellung wird als ORDERS01-IDoc an den Konverter übergeben

# Der Konverter übernimmt die Daten und konvertiert sie in ein abgestimmtes Format und leitet die Daten an den Empfänger weiter

## ORDERS01-IDoc wird in das EDIFACT-Format ORDERS konvertiert

# Der Empfänger übernimmt die Daten in seinem Konverter-System und wandelt die Daten in ein Format um, dass das ERP-System verarbeiten kann

## EDIFACT-Format wird in ein ORDERS01-IDoc konvertiert

# Das empfangende ERP-System übernimmt die Daten verarbeitet sie anschließend.

## Mit der Verarbeitung des ORDERS01-IDocs wird ein Kundenauftrag angelegt

 

Für einen erfahrenen SAP-Berater erzähl ich hier natürlich nichts Neues. Egal in welchem Bereich man arbeitet, ob Finanzen, Controlling, Vertrieb, Einkauf, Produktion oder Qualitätsmanagement in allen Themengebieten werden elektronisch Daten ausgetauscht. Damit sollte jeder SAP-Berater mehr oder weniger mit IDocs in Verbindung gekommen sein. An dieser Stelle will ich ein paar Tricks vorstellen, die ich über die Jahre im Umgang mit IDocs gesammelt habe. Bei dieser Auflistung gehe ich davon aus, dass ihr prinzipiell IDocs kennt, d.h. die allgemeinen Zusammenhänge, wie Partnervereinbarung, Nachrichtenfindung, WE02, BD87 setze ich voraus.

 

1. IDoc-Daten verändern (WE02 / WE19)

Egal ob man ein Test-IDoc anpassen will, oder sogar im Produktivsystem ein IDoc anpassen muss, gibt es prinzipiell 2 Möglichkeiten:

# Die Daten eines IDocs direkt verändern

# Oder ein bestehendes IDoc verändern und eine Kopie des IDocs erstellen

Bei der ersten Option ruft man das zu verändernde IDoc mit der Transaktion WE02 auf. Anschließend springt man in die Detailebene eines IDoc-Segments, in dem man auf das Blatt-Icon neben dem Segment-Namen doppelklickt, das man ändern will. Von hier aus ruft man den Editiermodus auf, in dem man oben in der Menüleiste „Datensatz“ von Anzeigen auf Ändern wechselt. ZU BEACHTEN: Nur wenn es der aktuelle Status es zulässt, können die Daten eines IDoc-Segments geändert werden. Wenn man das veränderte IDoc erneut verarbeiten will, geht man einfach mit der IDoc-Nummer in die Transaktion BD87.

Bei der zweiten Option ruft man ein bestimmtes IDoc per Transaktion WE19 auf; hierzu muss man vorher die IDoc-Nummer ermittelt haben. Anschließend wird das komplette IDoc mit allen Segmenten und Daten dargestellt. Wenn man nun hier auf ein Segment doppelklickt bzw. Einfach-Klick auf die Daten des Segments durchführt, öffnet sich ein Editierfenster, in dem die Felder des Segments mit Inhalten dargestellt werden. In diesem Fester kann man die Daten verändern und anschließend bestätigen. Nachdem die Daten geändert wurden, wird das IDoc prozessiert: Wenn es sich um ein Eingangs-IDoc  handelt, dann klickt man auf den Button „Standard Eingang“. Wenn das IDoc, das man verändert hat, ein Ausgangs-IDoc ist, dann muss der Button „Standard Ausgang“ betätigt werden. Nachdem man das Zwischenfenster mit Enter bestätigt hat, wird ein neues IDoc erzeugt, das gemäß Partnervereinbarung entweder direkt verarbeitet wird oder auf die Verarbeitung wartet (BD87) – Voila, jetzt hat man eine veränderte Kopie des ursprünglichen IDocs. Der Vorteil dieser Option gegenüber der erst vorgestellten Option (WE02) ist, dass man hier komplette Segment löschen bzw. hinzufügen kann.

 

2. Liste spezielles Segment (WE02)

Stell dir vor, du kommst Montag morgens ins Büro – etwas verschlafen – und die erste Mail, die du liest, kommt von deinem Boss: „Vertriebsinnendienst hat sich gemeldet; übers Wochenende sind keine Kundenaufträge reingekommen, weil die ORDERS-IDocs auf ein Fehler gelaufen sind, bitte bis 9 Uhr Liste der betroffenen Kunden mit Mailadresse des Ansprechpartners erstellen und mir zu mailen.“ – du schaust auf die Uhr: 8:45 Uhr!

Du startest die Transaktion WE02 und selektierst alle fehlerhaften ORDERS-IDocs – Ergebnis der Selektion: 9.672 IDocs. Du klickst in ein IDoc rein und siehst, dass der Ansprechpartner des Kunden mit Kontaktdaten in einem bestimmten Segment enthalten ist. Wenn du in jedes IDoc einzeln reinklickst und die Kontaktdaten rauskopierst, dauert es ca. 8 Stunden – du bist geliefert!

Nicht ganz, denn du kennst du Funktion „Liste spezielles Segment“: Nachdem man die Liste der IDocs per WE02 selektiert hat, gibt es in der oberen Menüleiste einen unscheinbaren Button „Liste spezielles Segment“ – das Icon sieht wie ein liniertes Blatt mit Rand aus. Du markierst im linken Bildschirmbereich einen IDoc-typ (in unserem Beispiel ORDERS), dann klickst du den oben erwähnten Button. Jetzt gibst du das Segment an, dessen Inhalte per Liste dargestellt werden soll – in unserem Beispiel das Segment, in dem die Kontaktdaten der Kunden stehen. Jetzt hast du alle Kontaktdaten der betroffenen Kunden als Liste vorliegen. Du lädst die Liste in Excel, bereinigst die doppelten Einträge und sendest sie an deinen Boss – es ist 8:54 Uhr.

 

3. Übersicht alle Daten eines IDocs (WE02 / WE19)

Du kennst bestimmt auch die Situation: Du sitzt vor dem Rechner und analysierst ein fehlerhaftes IDoc. Die Fehlermeldung des IDoc ist kryptisch und nicht wirklich hilfreich; zusätzlich kommt hinzu, dass das fehlerhafte IDoc aus hunderten von Segmenten besteht, d.h. du müsstest in jedes einzelne Segment reinklicken, um einen Überblick zu bekommen, ob du an den Inhalt oder der Struktur etwas fehlerhaftes erkennen kannst. Hier gibt es 2 hilfreiche Wege, mit denen man einen guten Überblick über das gesamte IDoc und dessen Daten bekommt:

# In der Transaktion WE02 das IDoc anzeigen lassen und in der oberen Menüleiste  auf IDoc -> Drucken IDoc gehen. Nun wird der komplette Inhalt des IDocs mit den einzelnen Segmenten und Feldern in einer Liste dargestellt.

# Die zweite Möglichkeit, die ich persönlich übersichtlicher finde, ist die Transaktion WE19. Hier gibst du die IDoc-Nummer eines bestimmten IDocs vor und startest die Transaktion. Anschließend werden alle Segmente des IDocs  (in ihrer jeweiligen Hierarchie) mit Inhalten dargestellt.

 

4. Leere Segment- Felder eines IDocs anzeigen (WE02)

Die Segmente eines IDocs bestehen aus unterschiedlichen Feldern, die per Offset definiert sind – dies kann man sich im Detail per WE30 anschauen. Wenn man sich nun mit der WE02 ein konkretes IDoc anzeigen lässt, gelangt man mit Doppelklick auf das Blatt-Icon links neben dem Segmentnamen zur Anzeige der einzelnen Felder dieses Segments – SAP nennt diesen Bereich „Anzeige eines Datensatzes des IDocs“. Wenn nun einzelne Felder dieses Segments nicht gefüllt sind bzw. keinen Wert enthalten, dann werden im Anzeige-Modus diese leeren Felder nicht dargestellt. Will man sich auch die leeren Felder anzeigen lassen, muss man über die Menüleiste zu „Datensatz -> Anzeigen -> Ändern“ wechseln – nun werden auch die leeren Felder dargestellt.

 

5. Dokumentation der IDocs (WE60)

Gerade wenn man zum ersten Mal ein IDoc einsetzen / nutzen will, finde ich folgende Transaktion sehr hilfreich: WE60 – Dokumentation für IDoc-Typen. Wie der Name schon sagt, kann man sich mit dieser Transaktion  für alle IDoc-Typen eine sehr ausführliche, sowohl technische als auch betriebswirtschaftliche Dokumentation anzeigen lassen.

Bei der WE60 ist folgende (etwas versteckte) Option besonders hervorzuheben: Nachdem man die WE60 aufgerufen hat, kann man über die Menüleiste „Springen -> Benutzereinstellungen …“ zu den Benutzereinstellungen IDoc-Dokumentation wechseln. Hier kann man für seinen User – nachdem man in den Änderungsmodus gewechselt ist – die beiden Option „Ausgabe der Dokumentation“ und „Ausgabe der Feldwerte“ aktivieren und die Einstellungen speichern. Wenn man nun zurückgeht und sich die Dokumentation zu einem IDoc anzeigen lässt, dann werden auch betriebswirtschaftliche Informationen und Feldwerte zu den einzelnen Feldern mit Beschreibung dargestellt.

 

6. IDocs nach Inhalten suchen (WE09)

Stell Dir vor, du arbeitest in einem Pharma-Unternehmen und ein kleiner GAU ist aufgetreten: Eine Produktionscharge ist verunreinigt. Nun willst du dir einen Überblick verschaffen, wo überall die Charge verwendet wurde – natürlich bietet SAP umfangreiche Funktionen, um die Verwendung einer bestimmten Charge zu ermitteln. Aber dich interessiert besonders in welchen IDocs diese verunreinigte Charge genutzt wurde: Rückmeldung von der Produktion, Lieferung zu Kunden, Umlagerung zwischen Werken oder in Speditionsaufträgen. Um diese IDocs zu ermitteln ist die Transaktion WE09 die erste Wahl. Mit dieser Transaktion kann IDoc nach betriebswirtschaftlichen Inhalten suchen. Bezogen zur oben dargestellten Szene würde man die Transaktion WE09 aufrufen und die betroffene Chargennummer in das „nach Wert …“ eintragen und ausführen, nun werden alle IDocs aufgelistet, in denen die gesuchte Charge vorkommt.

 

7. Fehlerhafte IDocs auf erledigt setzen

Es ist Freitag 14:54 Uhr – du hast dich zurückgelehnt, deine Beine ausgestreckt und genießt deinen frischen Cappuccino aus einer großen Tasse. Doch so entspannt wie der Tag ausklingt, hatte der Freitag nicht begonnen. Morgens als du ankamst, gab es mehrere Hiobsbotschaften: Eine davon hieß, dass keine Aufträge mehr erfassbar waren, weil hunderte Materialstamm-Update-IDocs nicht verarbeitet wurden. Nachdem du den Fehler analysiert hattest, hattest du gemeinsam mit dem Lager einen Lösungsweg erarbeitet. Anschließend  wurden vom Lagerverwaltungssystem neue IDocs versandt, die die Materialbestände wieder sauber aufgebaut hatten – dies hatte den ganzen Vormittag in Anspruch genommen und die letzten Stunden hattest du damit verbracht, zu analysieren, ob die Bestände nun korrekt waren – das waren sie. Doch bevor du dich in das wohlverdiente Wochenende verabschieden kannst, steht noch eine abschließende Aufgabe aus.

Die fehlerhaften IDocs, die morgens reingelaufen sind, müssen auf erledigt gesetzt werden. Hier gibt es folgenden Report, der die erste Wahl zum Umsetzen von IDoc-Status ist: RC1_IDOC_SET_STATUS. Diesen Report kann man per SE38 aufrufen. Im Selektionsbild gibt man die IDoc ein, deren Status man umsetzen will. Zusätzlich gibt man den aktuellen Status der IDocs an und den Status auf den die IDocs gesetzt werden sollen. Hier macht es Sinn, fehlerhafte IDocs, die nicht mehr weiter verarbeitet werden sollen, auf den Status „68 – Fehler, keine weitere Bearbeitung“ zu setzen.

 

8. Eingangs-IDocs per Job verarbeiten

In der Partnervereinbarung zu den IDocs (WE20) kann man unter anderem einstellen, dass die IDocs nicht direkt verarbeitet werden. Bspw. kann man Eingangs-IDocs zunächst nicht direkt beim Eingang verarbeiten, sondern paketweise und parallel  per Job.

Der Job  für die Eingangsverarbeitung der IDoc s wird mit dem Report (SE38) RBDAPP01 eingeplant.

 

9. Fehlerhafte IDocs per Job nachverarbeiten

Wie bei der oben beschriebenen Eingangsverarbeitung kann man auch fehlerhafte IDoc per Job nach verarbeiten lassen; hier muss der Report (SE38) RBDMANI2 mit entsprechender Variante als Job eingeplant werden.

 

10. IDoc-Tabelle (EDID4 / EDIDC / EDIDS)

Nicht nur für Entwickler, sondern auch für Berater kann es nützlich sein, die Tabellen zu kennen, in den die IDoc-Daten abgelegt sind. Folgende 3 Tabellen sind im Bereich IDocs essentiell:

# EDID4 – IDoc-Datensätze ab 4.0

In dieser Tabelle sind die Daten (Inhalte) eines bestimmten IDocs abgelegt; dabei wird pro Segment eines IDocs genau ein Satz (Zeile) in dieser Tabelle geschrieben. Die einzelnen Felder innerhalb eines Segments werden in dieser Tabelle nicht strukturiert abgelegt. Die einzelnen Felder können nur per Offset ermittelt werden.

# EDIDC – Kontrollsatz (IDoc)

In der Tabelle EDIDC ist der Kopfsatz eines IDocs abgelegt – pro IDoc wird in dieser Tabelle genau ein Eintrag erzeugt. In der EDIDC werden Daten wie IDoc-Nummer, Erstellungsdatum, IDoc-Typ abgelegt.

# EDIDS – Statussatz (IDoc)

Ein IDoc durchläuft während seines Lebenszyklus mehrere Status: „Erstellt“, „Zur Verarbeitung übergeben“, „Erfolgreich verarbeitet“ oder „Fehlerhaft verarbeitet“. Alle diese Status zu einem IDoc werden in der Tabelle EDID4 je IDoc abgelegt.

 

11. Bereichsmenü – WEDI

Auch wenn ich hier einige Funktion und Transaktion im Bereich IDoc vorstelle, gibt es doch eine große Menge von anderen hilfreichen Funktionen / Transaktionen zur Anzeige, Administration oder Test von IDocs. Zum Thema IDoc hat SAP ein Bereichsmenü spendiert in dem alle wichtigen IDoc-Transaktionen zusammen gefasst sind. In dieses Bereichsmenü gelangst du einfach aus dem Startbild des SAP-GUI mit der Transaktion WEDI.

 

12. Umsetzregel für IDocs

Das Aufsetzen einer neuen IDoc-Kommunikation ist im Grunde innerhalb von Stunden möglich. Doch die große Kunst bei diesem Thema ist es, das Mapping der Daten zwischen den Partnern abzustimmen – d.h. du musst übergreifend abstimmen, welche Daten, in welchem Format, in welchen Feldern enthalten sind. Selten wird man als Berater so viel Glück haben, dass genau die Daten im IDoc enthalten sind, die benötigt werden. Damit das IDoc trotzdem sauber verarbeitet werden kann, wird man an einer Entwicklung nicht drum herum kommen.

Doch vielfach muss es nicht soweit kommen. Hier bietet SAP die Funktion „Datenumsetzung zwischen Sender und Empfänger einstellen“. Mit dieser Funktion können die Inhalte eines IDoc mittels Customizing manipuliert werden:

# Bspw. kann man in ein bestimmtes Feld eines Segments immer eine Konstante eintragen

# Oder abhängig von einer Variable ein Wert in einem Segment setzen

Ich kann hier jedem den Tipp geben: Bevor man anfängt zu entwickeln, sollte man sich unbedingt diese Funktion mal genauer anschauen.

Übrigens: Die Umsetzregeln habe ich im folgenden Beitrag detailliert erklärt: Details zu den Umsetzregeln

 

*** Es wäre super, wenn du ein kleines Feedback hinterlassen würdest, Isa.

 

P.S.: In den letzten Jahren habe ich mich mit SAP-IDocs in verschiedenen Projekten intensiv beschäftigt, weshalb zu diesem Thema einige Beiträge zusammengekommen sind:

# Die wichtigsten SAP IDoc-Transaktionen: Lass dir diese Liste nicht entgehen.

SAP-Idoc-Tabellen – erfahrene Berater kennen diese Tabellen.

FUBA: Welcher Beleg gehört zu einem IDoc.

WLF_IDOC: Die Zauber-IDoc-Transaktion, die die WE02, WE09 und BD87 altaussehen lässt.

Einfacher geht es nicht: IDoc-Beleg-Verlinkung per SE16 ermitteln

Datenumsetzung bei IDocs: 3 detailliert beschriebene Fallbeispiele, um viel Zeit und Entwicklungskapazität zu sparen

 

…Übrigens findet ihr alle Beiträge im Buch „SAP Helden“ kompakt zusammengefasst.

Das wird ein vorzüglicher Käse – oder was sind die Aufgaben eines SAP-Beraters?

„Das wird ein vorzüglicher Käse“, dachte sich Guiseppe Angelini, als er vorsichtig das Lab aus dem alten hölzernen Trog  abstrich und anfing den Käsebruch mit gekonnten Handgriffen in die vorgefertigten Formen zu pressen. Guiseppe hatte sich mit seiner Frau in den letzten Jahren in einem urigen Bauernhof oberhalb des Comer Sees eingerichtet. Sie genossen die Natur Oberitaliens, und Guiseppe ging völlig in seiner neuen Berufung als Käsereimeister auf.

Vor nicht allzu langer Zeit hatte er noch in seinem großen Büro im Zentrum von Mailand gesessen, von wo er als CEO das größte italienische SAP-Beratungshaus lenkte. Er hatte das Unternehmen vor über 25 Jahren mit 2 Freunden gegründet und stetig aufgebaut. Doch letztlich hatte er sich – nach reichlicher Überlegung – für das Übernahmeangebot eines großen multinationalen Beratungskonzerns entschieden. Guiseppe hatte alle Anteile seines Unternehmens verkauft und sich hierher „zurückgezogen“ – und es gab keinen Tag, an dem er diesen Schritt bereute.

Wenn Guiseppe in einer ruhigen Minute an die Zeit im SAP-Beratungsgeschäft zurückblickte, fiel ihm immer wieder die Anekdote mit seiner Großmutter ein, die bei ihm ein Schmunzeln hervorrief. Jeden ersten Sonntagnachmittag im Monat war die ganze Großfamilie Angelini bei der resoluten Oma in Verona eingeladen – das war ein gesetzter Termin, den man nicht verpassen durfte. Und gemäß dem Motto „… täglich grüßt das Murmeltier …“ fragte die Oma Guiseppe jedes Mal was er beruflich machte. Zunächst hatte er sich bemüht die Frage seiner Oma gewissenhaft zu beantworten: „Nonna, ich optimiere Prozesse in Unternehmen …“, „Nonna, ich helfe Unternehmen schneller zu arbeiten …“, „Nonna, ich aktualisiere die Buchhaltungs-Software von Unternehmen …“  Guiseppe bemerkte schnell, dass seine Erklärungsversuche nicht fruchteten. Als seine Oma weiterhin Monat für Monat die gleiche Frage stellte, machte er sich einen Spaß daraus, für seine Oma immer wieder neue Geschichten auszudenken. Einmal erzählte er, er sei Lokführer, ein anderes Mal sagte er, er sei Schneider für Damenkleider. Und einmal wurde er sogar Kapitän eines Kreuzfahrtschiffes. Letztlich bemerkte Guiseppe, dass die Oma nun nicht mehr so oft fragte. Was er sich bis heute nicht erklären konnte war, warum die Oma nicht mehr nachhakte: Lag es daran, dass die Oma bemerkt hatte, dass ihr Enkel sie nicht ernst nahm. Oder war es eher der Umstand, dass die Nonna mit den „neuen“ Berufsbildern besser umgehen konnte.

Und was erzählst du deiner Oma, wenn sie dich fragt, was du machst?

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Jeder SAP-Berater, der ein paar Jahre Berufserfahrung auf dem Buckel hat, wird bemerkt haben, dass seine Aufgaben abhängig von seiner Rolle im Projekt, dem Projektziel und der Projektphase variieren. Mal ist man Projektleiter, mal übernimmt man die Aufgabe des 3rd-Level-Supporters. Ein anderes Mal wird man sich im Testteam wiederfinden und wieder ein anderes Mal muss man das Training bzw. das Coaching übernehmen. Die klassische Rolle, die man einnimmt, wird die des SAP-Beraters sein. Der SAP-Berater kommt im Idealfall zu Beginn des Projektes ins Team und hat die Aufgabe: Anforderungen aufzunehmen, Lösungen zu konzipieren, Lösungen umzusetzen, diese zu testen und sie abschließend produktiv zu setzen.

Also 5 einfache Schritte, die im Idealfall nacheinander abgearbeitet werden:

1. Anforderungsmanagement

2. Konzept

3. Umsetzung

4. Test

5. Go-Live

Um dem Thema noch etwas Fleisch zu geben, hier eine konkrete Situation aus der Praxis:

Du bist SD-Berater und dein Boss schickt dich zu einem neuen Auftrag, den er ans Land gezogen hat. Da dein Boss aktuell keine Zeit hat dich persönlich zu treffen, bekommst du eine Mail mit Eckdaten. Sinngemäß steht in der Mail:

Betreff: Neues Projekt für Dich

Projekt: Frachtkosten im Auftrag

Kunde: Maßmann GmbH

Kontakt: Frau Wassenberg

Ort/Datum: Sprockhövel / 15.02.2016 / 09:00 Uhr

Details bitte bei Frau Wassenberg erfragen …

Wenn man sich die Liste der bereitgestellten Informationen anschaut, ist sie nicht sehr üppig, entspricht aber leider vielfach dem gängigen Informationsumfang, den man vor einem Projekt bekommt.

Anforderungsmanagement

Nach dem ersten Treffen mit Fr. Wassenberg, das unbedingt pünktlich und vorbereitet stattfinden sollte, wird es deine erste Aufgabe sein, zu verstehen, was die Anforderung ist – sprich, was will der Kunde erreichen, was soll realisiert werden. Die Aufnahme der Anforderungen ist immer eine Kunst für sich und für mich immer die wichtigste Phase im Projekt, da hier die Grundlagen fürs weitere Vorgehen gelegt werden. Prinzipiell stehen für die Aufnahme der Anforderungen unterschiedliche Methodiken zur Verfügung: Interview, Systemvorstellung, Fragebogen, … Egal für welche Vorgehensweise man sich entscheidet, Ziel der Anforderungsaufnahme sollte die Beantwortung folgender Fragen sein:

# Was soll umgesetzt werden?

# Welche Sonderfälle gibt es, die man auch berücksichtigen sollte?

# Warum soll es umgesetzt werden?

# Welche zeitlichen, gesetzlichen oder projekttechnischen Rahmenbedingungen sind zu beachten?

# Welche Alternativen wurden bedacht?

# Welche Abteilungen/Personen betrifft die Umsetzung?

# Welche Ansprechpartner stehen für Detailfragen zur Verfügung?

Zusammenfassend kann man sagen, dass in dieser Phase zum einen in Erfahrung gebracht werden sollte, was das Projektziel ist und der Kunde auch darauf hingewiesen werden sollte, weitere wichtige Punkte in Erwägung zu ziehen, an die er bis dato nicht gedacht hat.

Nachdem diese Fragen in einer oder mehreren Sitzungen geklärt worden sind, solltest du die Ergebnisse dokumentieren und dem Kunden präsentieren (Word oder eher PowerPoint). Dabei sollte die Präsentation möglichst zwei Ziele erfüllen: Zum Einen sollte mit dem Kunden geklärt werden, ob ein gemeinsames Verständnis vorliegt, und zum Zweiten sollte mit der Präsentation auch eine Strukturierung der Aufgabenstellung erfolgen, so dass man das Dokument als Grundlage für eine weitere Projektplanung nutzen kann.

Der letzte Schritt in dieser Phase – wenn bei allen Beteiligten, ein gemeinsames Verständnis vorliegt – sollte ein Projektplan für das weitere Vorgehen aufgestellt werden.

Konzept

Sooo … wenn die Anforderungsaufnahme abgeschlossen ist und du im Idealfall GENAU weißt, was der Kunde will, solltest du mit der Konzeption einer Lösung beginnen. In dieser Phase ist das Ziel, sich eine Lösung für die Umsetzung der Anforderungen zu überlegen. Im Detail solltest du in dieser Phase folgende Arbeitspakete abgearbeitet haben:

# Du hast die Anforderung des Kunden genau verstanden

# Du hast dir eine oder besser mehrere Lösungsansätze zur Realisierung überlegt

# Du stellst Vor- und Nachteile der Lösungsansätze dar und gibst eine Empfehlung für einen Lösungsansatz

# Wenn möglich, solltest du einen Prototypen für den empfohlenen Lösungsweg aufbauen

# Alle Ergebnisse des Konzeptes werden dokumentiert und dem Kunden dargestellt

# Letztlich liegt es beim Kunden sich für einen konkreten Lösungsansatz zu entscheiden und diese Entscheidung zu bestätigen

Natürlich läuft die Konzeption in der Praxis nicht so eindimensional ab, wie es hier dargestellt ist. Meine Erfahrung hier ist, dass die Lösungsansätze eine Richtschnur für die Konzeption bilden, aber in der Detaildiskussion der Kunde noch eine Vielzahl von Impulsen für Umsetzung liefert, die in die Konzeption einfließen.

Umsetzung

Nachdem man sich GEMEINSAM mit dem Kunden auf ein Konzept geeinigt hat, steht die Umsetzung an. In dieser Phase sollten – basierend auf dem abgenommenen Konzept – folgende Punkte abgearbeitet werden:

# Alle Aktivitäten im Detail planen und mit dem Kunden und allen Beteiligten abstimmen

# Customizing der relevanten Funktionen / Prozesse

# Erstellung von Entwicklungsvorgaben / Begleitung der Entwicklung

# Dokumentation der Einstellungen und Entwicklungen

# Pflege der benötigten Stammdaten

# Erste Tests der Umsetzung (Funktionstests)

# Präsentation der neuen Funktionen / Prozesse am System (erste Schulung)

Test / Schulung

Nachdem die Umsetzung vom Kunden abgenommen wurde, sollte man sich im nächsten Schritt um die Testphase und die Schulung der User kümmern. Vor allem die Testphase ist eine sehr wichtige Phase, da erfahrungsgemäß in dieser noch sowohl Fehler, als auch Konzeptlücken entdeckt werden, deren Behebung maßgeblich zum Projekterfolg beitragen. Damit sollten in dieser Phase folgende Punkte erarbeitet werden:

# Konzeption und Planung des Tests

# Aufbau des Testsystems: Sollte möglichst ein sauberes und eigenes System sein

# Schulung der Mitarbeiter in den neuen Funktionen / Prozessen

# Durchführung der Tests

# Saubere Dokumentation der Fehler

# Behebung und Nachtest der Fehler

Wie hat mein lieber Projektleiter Jose einmal gesagt: „Testen ist heilig.“ – auch wenn ich diese Aussage so nicht teilen würde, stimme ich ihm doch zu, dass die Testphase sehr wichtig ist. Der Test ebnet vielfach den Weg für einen reibungslosen Go-Live und deckt viele Fehler auf, die man im Produktivsystem nicht haben will.

Go-Live

Wenn die Testphase abgeschlossen ist und alle Beteiligten sich mehr oder weniger ausgelaugt zurückziehen, steht als Krönung des Projektes der Go-Live an, d.h. die neuen Funktionen und Prozesse werden in die tägliche Arbeit und die Produktivumgebung überführt und „scharf“ geschaltet. Dabei darf man sich den Go-Live nicht als großen Schalter vorstellen, den man einmal umlegt und prompt funktioniert alles. Vielmehr ist der Go-Live ein Prozess, der über eine gewisse Zeit begleitet werden muss. Im Einzelnen sollten zum Go-Live folgende Punkte vorbereitet sein:

# Cut-Over-Plan aufstellen und abarbeiten

# Supportplan erstellen: Welcher Kollege unterstützt wann wen? Denn Unterstützung bei den Usern wird auf jeden Fall nötig sein

# Fehlermanagement-Tool aufsetzen und Monitoring der Fehler und Behebung organisieren

# KPIs aufstellen und täglich an alle Beteiligten berichten

Nach mehreren Tagen oder Wochen intensivem Support, Fehleranalyse und –behebung sollte auch diese Phase abgeschlossen sein. Als Berater kann man nun den Go-Live-Support in den Regel-Support übergeben und sich Stück für Stück rausziehen und sich die Frage stellen „… wurde es tatsächlich ein vorzüglicher Käse?“

Quintessenz

Ich hoffe, ich konnte euch einen Einblick geben, was ein SAP-Berater macht und was seine Aufgaben sind. Abschließend noch die Quintessenz zu den einzelnen Phasen: Was ist wirklich wichtig in den einzelnen Phasen, was wird oft übersehen:

Anforderungsmanagement

„Mach in dieser Phase nicht den Fehler schon an Lösung zu denken; versuche einfach objektiv die Anforderungen zu verstehen – Verstehe deinen Kunden!“

Konzept

„Du bist der Berater, aber keiner denkt, dass du Supermann bist, d.h. keiner erwartet von dir die brillante Lösung, die die Welt revolutioniert – die besten Ideen entstehen in Zusammenarbeit mit dem Kunden!“

Umsetzung

„Vielfach erlebe ich, dass sich Berater über die Umsetzung definieren. Es ist definitiv falsch sich hinzustellen und zu sagen: Sagt mir was ich machen soll und ich mache das und damit gut. Umsetzung ist Handwerk, das du beherrschen musst und meist nur ein kleiner Teil deiner Aufgaben als SAP-Berater!“

Test

„Teste niemals selber. Organisieren, plane und prüfe Ergebnisse, aber teste niemals selber. Denn die Details, was wichtig ist und wo die Fallstricke liegen, kennt nur der Fachbereich – sie müssen testen!“

Go-Live

„Vernachlässige und unterschätze den Go-Live nicht! Leg vor allem beim Go-Live viel Akribie an den Tag. Mit dieser Phase wirst du beim Kunden im Gedächtnis bleiben, ob du ein guter oder ein mittelmäßiger SAP-Berater bist!“

 

*** Es wäre super, wenn du ein kleines Feedback hinterlassen würdest, Isa.

Kurz und bündig: Die Einführung in die SD-Preisfindung.

„Nein, lass bloß die Finger davon … “, das waren die ersten Worte, die ich zum Thema Preisfindung in SD-Modul von einem Kollegen gehört hatte.

Damals war ich direkt nach dem Studium in meinem ersten SAP-Projekt und arbeitete in Bereich Disposition (Schnittstelle zwischen SD und MM). Nach einigen Wochen, in denen ich im Projekt war, verließ ein Kollege das Team, der sich intensiv mit dem Thema Preisfindung auseinandergesetzt hatte. Natürlich hatte ich in seinen Aufgabenbereich stückweise reingeschnuppert und gemerkt, dass die Preisfindung recht komplex war. Ich bemerkte aber auch, dass sie ein sehr wichtiger und interessanter Bereich war. So spielte ich mit dem Gedanken, mich bei dem Projektleiter zu melden und ihm vorzuschlagen, dass ich den Bereich übernehmen könnte. Doch ich hörte auf den Rat des Kollegen und tat es nicht. Rückblickend war es die richtige Entscheidung; heute würde ich keinem Greenhorn, der erst vor ein paar Wochen seinen Abschluss gemacht hat, die Preisfindung überlassen.

Aber kommen wir jetzt zum eigentlichen Thema. Die Preisfindung ist von SAP im SD-Modul im Bereich Grundfunktionen angeordnet. Um hier auch nochmals die Wichtigkeit der Preisfindung zu betonen, hat SAP wohl die Preisfindung an erster Stelle im Customizingpfad Grundfunktionen angeordnet. Die Preisfindung erfüllt innerhalb des SD-Auftrags die „banale“ Aufgabe einen Preis für den Auftrag zu ermittelt – den Auftragswert. Das folgende kleine Szenario soll den Prozess kurz darstellen:

„Ring, Ring … Das Telefon klingelt bei der Auftragsannahme des Büromaterialgroßhandel Stiegmüller. Fr. Meier geht ran. Am anderen Ende meldet sich Hr. Hofbauer vom Zentraleinkauf einer großen Anwaltskanzlei und bestellt 2 Paletten Druckerpapier. Fr. Steigmüller startete mit der Auftragserfassung (VA01) und gibt die Auftragsart TA (Terminauftrag) ein. Im Übersichtsbild der Auftragserfassung gibt sie noch folgende Daten ein: Kunde (Auftraggeber), Material (Druckerpapier), Anzahl (2 Paletten) und den Wunschliefertermin des Kunden. Und prompt erscheint im oberen, mittleren Bereich des Bildschirms im Feld Nettowert der Betrag 364,50 EUR.“

Die Berechnung des Preises scheint aus der Sicht eines Laien nicht wirklich spektakulär. Man könnte behaupten: Ist doch klar 2 Paletten Druckerpapier, also muss eine Palette Druckerpapier genau 182,25 EUR kosten, was zum Material hinterlegt sein muss. Doch leider funktioniert die Preisfindung nicht so simpel.

Doch bevor ich die Preisfindung vorstelle, muss ich einen kleinen Exkurs in die Organisationsstrukturen des SD-Moduls machen, weil die für die Preisfindung essentiell sind: Die wichtigsten Organisationseinheiten im SD-Modul sind die Verkaufsorganisation, der Vertriebsweg und die Sparte.

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# Die Verkaufsorganisation steht für eine verkaufende Einheit im rechtlichen Sinne und ist unteranderen dem Kunden gegenüber für die Produkthaftung verantwortlich (Quelle SAP SE). Beispielsweise können Verkaufsorganisation geographisch (Nord / Süd) gegliedert sein.

# Der Vertriebsweg definiert einfach gesprochen den Vertriebskanal: Einzelhandel, Großhandel, Versandhandel, usw.

# Die Sparte kann einzelne Produktgruppen, wie bespielweise Sportartikel, Pflegeprodukte, usw., definieren.

Das entscheidende an den Organisationseinheiten im SD-Modul ist:

# dass Objekte wie Material, Kunde oder Auftragsart diesen Org-Einheiten zu geordnet sein müssen

# und dass nur Objekte zusammen verwendet werden dürfen, die auch den gleichen Org-Einheiten zugeordnet sind, d.h. ein Kunde kann nur ein Material erwerben, das in der gleichen Vertriebslinie (entspricht der Kombination aus Verkaufsorganisation-Vertriebsweg) wie der Kunde angelegt ist.

 

OK, klingt etwas verwirrend aber hier ein Beispiel:

# Du hast eine einfache Organisationstruktur im SD definiert: Verkaufsorganisation 0001 – Nord, Vertriebsweg 01 – Einzelhandel und Sparte 01 – Sportartikel (Übrigens: SAP nennt die Kombination aus Verkaufsorg-Vertriebsweg-Sparte einen Vertriebsbereich)

# Nun hast Du den die Verkaufsart TA nur diesem Vertriebsbereich zugeordnet, aber den Kunden Fa. Rüdiger diesem Vertriebsbereich nicht zugeordnet. In diesem Fall kannst Du keinen TA-Auftrag für die Fa. Rüdiger anlegen.

# Wenn der Kunde auch diesem Vertriebsbereich zugeordnet wäre aber das Material Druckerpapier nicht, dann könntest Du für den Kunden F. Rüdiger die Auftragsart TA nutzen, aber es wäre nicht zugelassen, der Fa. Rüdiger mit der Auftragsart TA Druckerpapier zu verkaufen.

 

Kurz zusammengefasst gilt:

# Im SD-Modul kann man nur Objekte zusammen verwenden, die in den gleichen Org.-Einheiten angelegt sind.

Doch nun wieder zurück zur Preisfindung im SD-Modul. Im folgende habe ich den Ablauf der Preisfindung im SD-Modul skizziert – bitte nicht erschrecken, ich werde weiter unten das Schaubild im Detail beschreiben.

preisfindung

 

#1 Wie gehabt beginnt die Preisfindung mit der Anlage eines Kundenauftrags:

# Hier gibt Du zunächst eine Auftragsart ein

# gibst den Vertriebsbereich (VKOrg, VWeg, SP) vor

# und erfasst einen Kunden

#2 Basierend auf diesen 3 Informationen ermittelt das System genau ein Kalkulationsschema.

#3 Das Kalkulationsschema ist eine Liste mit Preiselementen, die zur Berechnung des Auftragspreises heran gezogen werden. Die Preiselemente können sein: Preis, Zuschläge, Abschläge und Weiteres. In der Praxis enthält ein Kalkulationsschema 10-50 Preiselemente. In der oberen Darstellung habe ich mich mit 3 begnügt. SAP nennt diese Preiselemente Konditionsarten.

#4 Alle Preiselemente (oder Konditionsarten) aus dem Kalkulationsschema werden durch das System im Detail untersucht, ob ein bestimmter „Preis“ gefunden werden kann. Ich habe hier Preis in Gänsefüßchen gestellt, weil im Kalkulationsschema natürlich nicht nur Preise, sondern auch (prozentuale) Zu-/Abschläge, Steuern, statistische Konditionen oder Zwischensummen vorkommen können. Im nächsten Schritt wird genau eine Zugriffsfolge zur Konditionsart ermittelt, die weiter untersucht wird.

#5 Die Zugriffsfolge ist technische gesprochen eine Liste mit Tabellen, die Zugriffe bzw. Schlüsselfolgen genannt werde. Im oberen Beispiel ist der erste Zugriffe Kunde/Material/Versandbedingung. Dahinter steckt genau eine Tabelle (die man sich mit der Transaktion SE16 anschauen kann) mit den Feldern oder Spalten Kunde, Material und Versandbedingung. Hier ist auch die erste Stelle in der ganzen Systematik, wo konkret ein Preis auftaucht. Pro Eintrag in dem Zugriff kann ein Preis gepflegt werden.

#6 Wenn hier ein Preis oder Zuschlag oder Rabatt gefunden wurde, wird dieser festgehalten und zur Endkalkulkation an den Auftrag übergeben (#7).

#8 Wenn in dem aktuell untersuchten Zugriff kein Preis ermittelt wurde, wird zunächst geschaut, ob ein weiterer Zugriff zu dieser Zugriffsfolge vorhanden ist, die das System durchsuchen könnte.

#9 Wenn ein weiterer Zugriff vorhanden ist, wird dieser nach der gleichen Systematik untersucht.

#10 Wenn kein weiterer Zugriff vorhanden ist oder schon ein Preis gefunden wurde, wird das nächste Preiselement (Konditionsart) aus dem Kalkulationsschema nach vorhandenen Preisen durchsucht.

Nach dieser Systematik durchläuft das System für jede Position das komplette Kalkulationsschema durch und versucht für einen Nettowert zu ermitteln. Die Summe der Nettowerte aller Positionen werden kumuliert zum Auftragswert zusammengefasst.

 

Und, raucht dir der Kopf?

Ich kann mir gut vorstellen, dass dir der Kopf raucht, wenn du bis jetzt noch nie etwas mir der Preisfindung zu tun hattest. Ich kann an dieser Stelle nur empfehlen, am System einfach mal zu probieren, verschiedene Konstellationen durchzuspielen und  zu schauen wie das System reagiert.

Für die Preisfindung muss man sich einfach die Muße nehmen und ein Gefühl entwickeln, damit man sich auf dieser Findungsebene (Konditionstechnik) sicher bewegen kann. Denn leider muss ich sagen, dass alles was ich bis jetzt ausgeführt habe, nur einen ersten Einstieg in die Preisfindung bildet. Aber dies sind die Grundlagen, mit denen man sich die Details im Weiteren erarbeiten kann.

 

*** Es wäre super, wenn du ein kleines Feedback hinterlassen würdest, Isa.

 

Ein schonungsloser Blick hinter die Kulissen: Effektives Stakeholder-Management für SAP-Berater.

Vor einigen Jahren hatte ich folgende Geschichte erlebt:

„Ich war in einem Projekt tätig, wo in unserem Bereich verschiedene Teilprojekte umgesetzt und abgeschlossen waren. Unsere Aufgabe war es noch, bestimmte Prozesse zu optimieren und hochkommende Fehler zu korrigieren. In dieser Zeit bekam ich eine Mail von einem jungen Mitarbeiter, den ich nicht kannte. Er stellte sich kurz vor und führte eine Reihe von Verbesserungsvorschlägen in den Freigabeprozessen des operativen Einkaufs auf, die man noch optimieren könnte. Als ich die Liste durchging erkannte ich, dass das alles sinnvolle Punkte waren. Zusätzlich kam noch hinzu, dass man sie mit einem überschaubaren Aufwand umsetzen konnte. Also setzten wir uns zusammen, gingen die Punkte im Detail durch und anschließend stellte ich ein grobes Konzept der Projektleitung vor. Auch die Projektleitung erkannte, dass die Punkte „gut“ waren, und ich verfasste einen Projektantrag, der auch direkt durchgewinkt wurde. Die nächsten Tage hatten wir schon die Ärmel hochgekrempelt, die ersten Lösungsansätze erarbeitet und wollten schon die Arbeitspakete schnüren. Doch urplötzlich bekam ich von einem Herrn einen „ungewöhnlichen“ Anruf. Es stellt sich heraus, dass dieser Kollege der Leiter einer Querschnittsabteilung war, der genau diese Freigabeverfahren steuerte. Er stellte mir auf eine ruhige doch unmissverständliche Art klar, dass das Projekt in dieser Form nicht weitergeführt werden kann – das Projekt war tot!“
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