Es war gegen Ende der 90er Jahre– ich stand kurz vor dem Abschluss des Studiums und besuchte eine Absolventen Messe. Mein Ziel war es, ein paar Kontakte zu knüpfen und mich umzuschauen, bei welchen Unternehmen ich mich als Maschinenbauer bewerben könnte. In einer Studentenzeitschrift hatte ich gelesen, dass Unternehmensberatungen immer ein guter Start ins Berufsleben waren. So gab ich meinen Lebenslauf unter anderem auch bei diesen Firmen ab. Nach ein paar Wochen erhielt ich einen Anruf von PwC. Sie sagten mir, dass sie an meinem Profil interessiert seien, und wir führten ein Telefoninterview durch, an dessen Ende ich zu einem 2 wöchigen Assessment Center eingeladen wurde. Letztlich ging die Geschichte so aus, dass ich bei PwC unterschrieb.
An meinem ersten Arbeitstag fragte mich mein Boss, ob ich SAP machen wolle. SAP sagte mir damals rein gar nichts, also fragte ich einen Kollegen. Er sagte mir sofort, „Mach SAP, ist `ne Lebensversicherung.“ Also sagte ich meinem Boss zu und machte SAP – seit dem bin ich SAP-Berater. Auch wenn ich anfangs mit SAP haderte, bin ich mittlerweile ein begeisterter SAP-Berater, der über die Jahre viel gelernt hat.
Im Folgenden habe ich 20 Punkte zusammengestellt, warum du auch als SAP-Berater arbeiten solltest.
#01 Du arbeitest mit und für Menschen
Auch wenn SAP-Beratung viel mit Informatik, Programmierung und Technologie zu tun hat, solltest du nie vergessen, dass der zentrale Faktor der Mensch ist. Der Mensch stellt die Anforderungen und diese User werden zukünftig mit den Prozessen arbeiten, die du abstimmst, gestaltest und realisierst.
#02 Niemand wird je so viel und detailliert unterschiedlichste Unternehmen kennen lernen wie du
Ich bin immer wieder überrascht, wie viele Details ich zu einem Unternehmen während eines Projektes erfahre. Zu Ende eines Projektes weiß ich meistens sehr genau wie ein Auftrag abgewickelt wird, wie eine Retoure erfasst und von wem freigegeben wird oder wie, warum ein bestimmter Preis kalkuliert ist.
#03 Du wirst jeden Tag immer besser in deinen Analyse-Skills
Analyse bedeutet für mich im Detail verstehen. Analyse ist einen Sachverhalt aus verschiedenen Perspektiven auseinander zu nehmen und die relevanten Punkte und deren Zusammenspiel zu erfassen. Dabei kann dies sowohl Programmcode als auch ein abteilungsübergreifender Prozess sein. Und genau dies wirst und musst du als SAP-Berater immer wieder durchführen müssen; und vor allem wirst du dabei immer besser werden.
#04 Ich liebe es – ein Stück weißes Blattpapier zu nehmen und von Null auf ein Konzept zu erstellen
Ein schriftliches Konzept fasst im Grunde einfach alle Ergebnisse aus der Anforderungsanalyse und erarbeiteten Lösungs- bzw. Umsetzungswegen stimmig zusammen. Damit sollte es ein Kochbuch sein, wie der weitere Verlauf des Projektes aussehen wird. Wenn du auch – wie ich – ein begeisterter Konzeptersteller bist, dann hast du als SAP-Berater genau den richtigen Job.
#05 BoreOut wird dich höchstwahrscheinlich nicht treffen
Langeweile wird als SAP-Berater definitiv nicht aufkommen; meine Erfahrung ist, dass man mindestens eine 70 Stunde-Woche an unterschiedlichste Themen arbeiten kann. Dabei kann die Palette der Tätigkeiten zwischen Präsentation von Ergebnissen vor der Geschäftsführung bis zur Analyse von Fehlern im Debugger variieren. Bore-Out sollte für dich kein Thema sein.
#06 Du bist entweder Stürmer, Torwart oder in der Abwehr – aber du bist immer Teil von Elf.
Teamwork ist das A und O eines SAP-Beraters. Wenn du nicht der einsame Tüftler bist, der in seinem Elfenbeinturm die ausgefeiltesten Ideen entwickelt, sondern in einem Team von mehreren zehn oder hundert Personen aufblühst, dann bist du genau richtig in der SAP-Beratung.
#07 Auch wenn du nicht Michelangelo bist, Kreativität gehört zu deinem täglichen Brot
Wie oft habe ich folgende Szene als SAP-Berater erlebt: Du steht vor einem Problem, dass evtl. das komplette Projekt gefährdet und trotz intensiver Recherche oder Brainstorming lässt sich keine Lösung finden. In solchen Situation ist Kreativität gefragt; hier haben immer die Leute die Nase vorne, die um die Ecke denken (können) und den entscheidenden Hinweis liefern, um die Situation zu retten.
#08 Bewerbungsgespräche meistern
Wenn du mehr Erfahrungen mit Bewerbungsgesprächen machen willst und hier mehr Sicherheit erlangen willst, dann solltest du unbedingt SAP-Berater werden. Im Schnitt wechselt man alle ein bis zwei Jahre das Projekt und für jedes Projekt muss man sich erneut bewerben; gezwungener Maßen wird man mit der Zeit zum Meister für Bewerbungsgespräche, d.h. man weiß genau, wie man sich verkauft.
#09 Keines deiner Tage wird so sein, wie der andere!
Es muss nicht unbedingt von Vorteil sein, aber du kannst davon ausgehen, dass keines deiner Tage und keines deiner Projekte, wie das andere sein wird. Für SAP-Berater ist Abwechslung das Programm.
#10 Englisch ist Pflicht, aber auch Französisch und Spanisch sollten drin sein.
Wenn du dich fragen solltest, warum du Jahre lang Englisch, Französisch oder Spanisch in der Schule gelernt hast, dann wirst du diese Frage als SAP-Berater schnell beantworten können. Denn gerade in Projekten bei multinationalen Konzernen, wirst du deine Sprachkenntnisse endlich einsetzen können.
#11 Glaub mir, du wirst viele, sehr viele Leute kennenlernen.
Wenn du viele, unterschiedliche und interessante Menschen kennenlernen und peu-a-peu dein Netzwerk erweitern willst, dann solltest du unbedingt SAP-Berater werden.
#12 Faible für Zahlen? Dann bist du hier genau richtig.
Kennzahlen, Kennzahlen, Kennzahlen … dieses Stichwort zieht sich wie ein roter Faden durch die Tätigkeit eines SAP-Berater. Wenn du ein entsprechendes Faible für Zahlen hast, wirst du dich hier richtig schön austoben können.
#13 Du wirst schon merken, dass Kommunikation alles ist.
Wenn man mich fragen würde, was das die wichtigste Fähigkeit eine SAP-Berater ist, dann würde ich ohne zu zögern sagen: Kommunikation. Als SAP-Berater steht man immer zwischen verschiedenen Interessengruppen und muss sich mit unterschiedlichen Menschen auseinandersetzen. Und dabei ist Kommunikation essentiell. Also wenn du ein kommunikativer Typ bist, dann sollte dich nichts davon abhalten, dich als SAP-Berater zu bewerben. Du solltest aber Kommunikation nicht mit viel Quatschen verwechseln. Gute Kommunikation besteht aus 70 % Zuhören, 20 % die richtigen Fragen stellen und 10% dem Rest.
#14 Jeder Vertriebler wird dich beneiden
Wie viel Kundenkontakt wünscht sich ein Vertriebler? Wahrscheinlich würde ein Vertriebler gerne tagtäglich beim Kunden sitzen; und genau deswegen werden SAP-Berater so sehr von den Vertrieblern beneidet. Als SAP-Berater wirst du einen sehr intensiven Kundenkontakt haben – und das ist gut so.
#15 Du wirst nicht mit einem kleinen Obolus nach Hause gehen
Wenn du in der IT arbeiten und ein ordentliches Gehalt bekommen willst, dann bist du als SAP-Berater richtig positioniert. Gerade heute gab es in der Computerwoche einen Bericht, dass SAP-Berater in der IT die höchsten Gehälter erhalten.
#16 Spanier halten sich tatsächlich an ihre Siesta
Ein besonders interessanter Aspekt der Tätigkeit als SAP-Berater finde ich, dass man unterschiedliche Kulturen kennenlernt. Vielfach erfüllen Italiener, Spanier oder Japaner tatsächlich die Stereotypen, die man sich vorstellt. Aber noch öfter lernt man ganz neue Facetten kennen und denkt sich immer wieder: Wow, ja so kann man es auch machen.
#17 Barcelona, New York, Singapur …
Reist du gerne und lernst neue Städte und Länder kennen? Europa- bzw. weltweite Projekteinsätze für SAP-Berater sind keine Seltenheit. Gerade bei größeren Projekten ist Mobilität für SAP-Berater groß geschrieben.
#18 Ich bestimme, was ich heute mache
Selbstbestimmtes Arbeiten und den Arbeitstag eigenständig zu gestalten ist ein großer Vorteil für SAP-Berater. Auch wenn der große Rahmen durch den Projektplan gesteckt ist, hat man als SAP-Berater doch sehr große Freiräume in der eigenen Arbeitsplanung; nutze und genieße sie!
#19 Ein Gewerbeschein ist schnell angemeldet …
Ob mit Gewerbe oder als Freiberufler, für SAP-Berater sind die Hürden in die Selbstständigkeit ziemlich niedrig. Vor allem wird dieser Umstand durch folgende zwei Faktoren begünstigt: Es sind keinerlei Investitionen nötig und die Nachfrage nach guten Beratern ist seit Jahren höher als das Angebot auf dem Markt.
#20 hrs.de oder booking.com würden dich sofort mit Kusshand einstellen
Ob das nun ein Segen oder ein Fluch ist, muss jeder für sich bewerten; aber als SAP-Berater wirst du häufig unterwegs sein und dabei viele Hotels kennenlernen. Ich habe mich schon oft gefragt, ob ich nicht mal einen Hotelführer schreiben sollte.
*Wäre toll, wenn Du ein kurzes Feedback hinterlassen könntest, Isa.
Finde bisher alle Deine Beiträge sehr wertvoll und qualitativ hochwertig. Vielen Dank!